Les Baux-de-Provence wird von den Ruinen der Festungsanlage Château des Baux auf einem aussichtsreichen Felssporn des Naturparks Alpilles überragt. Das Dorf liegt 2 km nördlich von Maussane-les-Alpilles entfernt im Département Bouches-du-Rhône in der Provence.
Les Baux-de-Provence ist eines der schönsten Dörfer der Provence (plus beaux Villages). Das Dorf und die Burg Château des Baux können nur zu Fuß besichtigt werden. Gebührenpflichtige Parkplätze befinden sich unterhalb des Dorfs.
Aufgrund starker Besucherzahlen ist eine Besichtigung an Wochenenden, Feiertagen und in den Monaten Juli und August nicht zu empfehlen.
Les-Baux-de-Provence verfügt über zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Zu den außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten zählen die Relikte der befestigten Burg Château des Baux. Sehenswert sind das Hôtel de Manville, das Fenster Post Tenebras Lux sowie die Kirche Saint-Vincent und die Kapelle Pénitents Blancs.
Das Tor Porte Eyguières ermöglichte den Dorfbewohnern im darunter liegenden Tal Vallon de la Fontaine Wasser zu holen. Das im 17. Jahrhundert wiederaufgebaute Tor Porte d'Eyguières war bis 1866 der einzige Zugang zum Dorf und Teil der Stadtmauer. Über dem Tor ist das Wappen der Fürsten Grimaldi kaum noch zu erkennen.
Das ehemalige Wachhaus Maison de Garde wurde 1657 teilweise wiederaufgebaut und mit einem Kreuzgratgewölbe versehen. Im Maison de Garde befindet sich das Museum Musée des Santons mit neapolitanischen Krippenfiguren aus dem 17. Jahrhundert und Werken berühmter Santonniers.
Restaurierte Häuser mit Geschäften und Boutiquen säumen die mit groben Steinen gepflasterten Straßen (Rues en Calades). Es werden Kleidung, Kunsthandwerk, provenzalische Spezialitäten, Souvenirs und Geschenkartikel verkauft. Zahlreiche Restaurants, Brasserien, Crêperien und Cafés laden in den Gassen zum Besuch ein.
Im 1499 errichteten Maison du Roy befindet sich das Fremdenverkehrsamt (Office de Tourisme). Das Hôtel de Porcelet stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es besitzt eine originelle Fassade mit vorkragenden Rundbögen und elegante Fensterverzierungen. Im Hôtel de Porcelet dient als Museum Musée Yves Brayer, das eine Retroperspektive des Künstlers zeigt.
Im Renaissance Haus Jean de Brion sind die schönsten Werke des Schriftsetzers Louis Jou (1881 - 1968) ausgestellt. Der Renaissance Pavillon d'Amour de la Reine Jeanne wurde im 16. Jahrhundert als romantischer Liebespavillon in einem kleinen Ziergarten zu Füßen des Dorfs Les-Baux-de-Provence errichtet.
Das schönste Renaissance Gebäude von Les Baux-de-Provence ist das Hôtel de Manville, das 1571 erbaut wurde. Die unregelmäßige Fassade, die durch große steinerne Kreuzstockfenster aufgelockert wird, wurde dem Verlauf der Hauptstraße angepasst.
Das Hôtel de Manville besitzt einen beeindruckenden Portikus mit halbrunden Öffnungen. Im Obergeschoss des Hôtel de Manville steht ein riesiger Kamin mit Flechtwerk (1571) und darüber liegenden Fries mit Triglyphen, der auf dorischen Säulen ruht. Das Hôtel de Manville wurde 1968 restauriert und wird als Rathaus (Mairie, Hôtel de Ville) genutzt.
Das Fenster Fenêtre Post Tenebras Lux in der Rue Neuve ist ein Relikt einer Renaissance Residenz der Familie de Brisson-Peyre. Das Renaissance Fenster trägt den calvinistischen Wahlspruch des damaligen Besitzers. Der Wahlspruch lautet: Post Tenebras Lux 1571 (deutsch: nach der Finsternis das Licht 1571).
Die romanische Kirche Église Saint-Vincent des Baux wurde im 12. Jahrhundert mit fast quadratischen Grundriss teilweise in den Felsen erbaut. Das imposante Eingangsportal ist von zwei Rundbögen, die auf Säulen mit floraler Kapitellverzierung stehen, umgeben. Das Mauerwerk weist zwei weitere normale Rundbögen auf.
Die Kirche besteht aus drei Kirchenschiffen. Das linke Schiff der früheren Kirche stammt aus dem 10. Jahrhundert und ist der älteste Teil der Kirche. Das große tonnengewölbte Kirchenschiff wurde 1609 erweitert. Im Kirchenschiff sind drei Höhlenkapellen in den Fels gehauen, davon ist eine Notre-Dame de Baux gewidmet.
Das halbkreisförmige Gewölbe des rechten Seitenschiffs ist mit Girlanden dekoriert und erinnert an die Karolingerzeit. Über dem Hochaltar (Maître-Autel) hängt ein sehr schönes Gemälde, das die Verurteilung des Heiligen Saint Vincent zum Martyrium, zeigt. Das linke gotische Seitenschiff besteht aus den drei Kapellen (Chapelles) Saint-Marc, Saint-Sébastien und Sainte-Croix.
In der Kapelle Sainte-Croix befindet sich unter dem gotischen Gewölbe das Kenotaph der Familie Manville aus dem Jahr 1906. Das rechte Seitenschiff hat ebenfalls drei Kapellen. Das Taufbecken (Baptistère) der Taufkapelle Chapelle de Fonts Baptismaux stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Auf einer Säule des Kirchenschiffs befindet sich ein Grabstein eines am 7.10.1467 Verstorbenen. Der mittelalterliche Grabstein besteht aus einer knienden Person mit gefalteten Händen und dem Ave Maria.
Die bunten Kirchenfenster stammen von Max Ingrand. An der Außenfront befindet sich ein rundes gemauertes Türmchen mit einem Wasserspeier auf der Kuppel. Beim Tod eines Dorfbewohners wurde in dem Türmchen eine Totenleuchte angezündet.
Auf dem Place de l'Église steht die Mitte des 17. Jahrhunderts gebaute Kapelle Chapelle des Pénitents Blancs. Sie ist Sainte Estelle gewidmet. Das monumentale Portal der Kapelle Chapelle des Pénitents Blancs wird von einem Flachrelief überragt, auf dem zwei kniende Büßer zu sehen sind.
Die eingehämmerte Inschrift: "In nomine Jesu omne genus flectatur" bedeutet: Im Namen Jesus Christus soll jedes Knie sich beugen. Über dem Portal befindet sich der Glockenturm. Der Innenraum der Kapelle wurde 1974 von Yves Brayer durch ein Fresko des "Weihnachtsfests der Hirten in der provenzalischen Tradition" verziert.
Die schlichte romanische Kapelle Chapelle Sainte-Blaise aus dem 12. Jahrhundert steht an der Grenze zwischen dem Dorf Les Baux-de-Provence und der Burg Château des Baux. Die Westfassade wird von einem Oculus und einer Tür mit einem halbkreisförmigen Bogen durchbrochen.
Die Kapelle Sainte-Blaise wird von einem Glockenturm mit einem einzigen Glockenfenster überragt. In der entweihten Kapelle wird permanent der Film "La Provence Vue du Ciel" (Die Provence aus der Luft) gezeigt.
Burg Château des Baux
Das Château des Baux ist eine spektakuläre Burgruine, die sich auf einem felsigen Bergrücken der südlichen Alpilles oberhalb von Les Baux-de-Provence erstreckt. Die romanische im 11. Jahrhundert gebaute Burg Château des Baux gehört zu den ältesten Festungsanlagen Europas.
In der Nähe der Burg befinden sich sogenannte Höhlenhäuser (Maisons troglodytiques) namens Baumes de Roucas.
Als erstes erreicht man auf dem großen Gelände die lange Mauer und die Überreste des Krankenhauses Hôpital Quiqueran sowie den dazugehörigen Garten Jardin Quiqueran.
Das im Renaissance-Stil im 16. Jahrhundert gebaute Quiqueran-Krankenhaus war ein Wohltätigkeitshaus und wurde nur aus Spenden finanziert.
Der Quiqueran-Garten beim Eingang wurde nachgestaltet. Im Garten wachsen charakteristische Pflanzen und Sträucher der provenzalischen Garrigue: Thymian, Rosmarin und verschiedene Obstsorten.
Vom Burggelände hat man einen Blick auf Felder und in Reihen gepflanzte Olivenbäume vor dem Höhenrücken der Alpilles. Bei klarem Wetter sieht man den Berg Montagne Sainte-Victoire und die Camargue.
Die Festung wurde auf drei Ebenen auf einem steil abfallenden Felsvorsprung erbaut. Die Festungsmauern sind entweder in den Kalksteinfelsen gehauen oder an die Felswand gelehnt. Das Gelände der Burg wird von Resten einer Befestigungsmauer (Rempart) umgeben.
In den ersten unteren Höfen (premières basses-Cours) lebten die Bewohner der Burg. Der erste untere Hof bot Zugang zu den herrschaftlichen Wohnräumen. Mägde brachten Brot zum Backen in das Ofenhaus (Maison du Four) oder holten Wasser aus der Zisterne. Einige Wachen befanden sich in den unteren Höfen.
In den äußeren unteren zweiten Höfen (second basses-Cours) wohnten und arbeiteten Handwerker, Hufschmied, Sattler und Bauern. Die Bauern bestellten die Felder, den Gemüsegarten und die Weinberge. In den Ställen befanden sich Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde, Maultiere und Esel. Hühner und Gänse bevölkerten die unteren zweiten Höfe vor der Burg.
Die Burg Château des Baux ist von den Türmen Tour Sarrasine, Tour Paravelle und Tour des Bannes umgeben. Der Tour Sarrasine schützte die Südseite der Burg und das Tor Porte de l'Auro. Den Turm Tour des Bannes erreichte man durch das Tor Porte de l'Auro.
Der Tour Paravelle schützte die nordwestliche Ecke der Burg. Zwischen den Türmen Tour Sarrasine und dem Tour Paravelle befand sich der im 13. Jahrhundert gebaute repräsentative rechteckige Bergfried (Donjon). In den Ruinen des Bergfrieds befinden sich sichtbare Bögen, Türen, Fenster und Löcher zur Verankerung von Balken im Mauerwerk.
Das geschützte Hasenloch (Trou aux Lièvres) war der einzige im Osten liegende Durchgang, der einen direkten Zugang zur Burg ermöglichte. Das Hasenloch wurde zur Verteidigung der Burg und bei einer Belagerung als Fluchtweg aus der Burg genutzt.
Zum Auffangen von Regenwasser diente eine Zisterne (Citerne), da es keine andere Möglichkeit für die Wasserversorgung gab. Die mit einem Tonnengewölbe bedeckte Zisterne besaß zwei Öffnungen. Eine Öffnung nahm das Wasser auf und die zweite diente zum Schöpfen des Wassers.
Die ursprünglich im 12. Jahrhundert im romanischen Stil gebaute Burgkapelle (Chapelle castrale Sainte-Catherine) wurde im 16. Jahrhundert im gotischen Stil restauriert. Die Kapelle Sainte Catherine besitzt einen gotischen Spitzbogen mit Kreuzrippengewölbe. Die Burgkapelle wurde vor kurzem restauriert.
Zu Ehren des Dichters Charles Henri Rieu (provenzalisch: Charloun Rieu) wurde auf den Gelände der Burg Château des Baux ein Denkmal errichtet. Auf dem freien Gelände der Burg werden vier rekonstruierte mittelalterliche Belagerungsmaschinen (Machines de Siège médiévales) gezeigt.
Im Haus Maison de la Tour de Braü aus dem 15. Jahrhundert befindet sich das Museum Musée du Château des Baux. Das Museum dokumentiert die Geschichte der Burg Château des Baux.
Wanderung im Val d'Enfer - Carrières de Lumières - Bauxit
Die Erosion hat die Kalkgesteine von Les Baux-de-Provence im Laufe der Jahre geformt. Die Mineralität der Alpilles hat außergewöhnliche Landschaften im Val d'Enfer geschaffen. Von Les Baux-de-Provence führt die Landstraße D 27 in das Val d'Enfer. Am Ende der Straße befindet sich ein Parkplatz am Beginn der Wanderung. Es handelt sich um einen Rundweg mit einer Wanderzeit von einer Stunde (Wanderkarte).
Ein Felsen auf den Höhen von Baumayrane nennt sich "Auge der Erosion" (l'Oeil d'Érosion). Der Felsen ist ein schönes Beispiel für Taffoni (korsisches Wort für "Loch"), der in Les Baux-de-Provence häufig vorkommt. Die durch Erosion gegrabenen Hohlräume können je nach Struktur des Gesteins und seiner Fähigkeit zur Aufnahme von Wasser sehr unterschiedliche Formen und Größen haben.
Tipp: Es lohnt sich, auf den über dem Parkplatz gelegenen Hügel zu steigen. In Höhe einer ehemaligen Orientierungstafel blickt man auf die westlichen Alpilles mit les Opies, auf Les Baux-de-Provence mit der Burg, die Carrières de Lumières und auf das Val d'Enfer. Bei guter Sicht kann man Marseille und Fos sur Mer sehen.
In Les Baux-de-Provence bietet sich eine Besichtigung der gigantischen unterirdischen Steinbrüche Carrières de Lumières (früher Cathédrale d'Images) an. Die Steinbrüche Grands Fonds wurden im Jahr 1800 eröffnet und nach Entdeckung neuer Baumaterialen (Beton, Stahl) 1935 geschlossen.
In den Carrières de Lumières werden heute Ton- und Lichtshows mit Musik sowie Gemälde bekannter Künstler gezeigt.
Im Jahr 1821 entdeckten Steinbrucharbeiter ein rötliches mineralhaltiges Gestein, das aus verschiedenen Aluminium- und Eisenerzen zusammengesetzt war. Es wird für die Gewinnung von Aluminium verwendet und nach der Stadt Les Baux-de-Provence "Bauxit" (französisch: Bauxite) genannt. Der Bauxit-Abbau wurde Ende des 20. Jahrhunderts eingestellt.