Das von der Burg (Château) überthronte Beaucaire befindet sich am Rhône-Ufer gegenüber der Stadt Tarascon in der Nähe von Avignon und den Alpilles. Beaucaire liegt an der Grenze der Region Gard provençal und ist ein beliebtes Provence Reiseziel.
Der durch Beaucaire fließende Canal de Rhône à Sête wird seitlich vom Quai de la Paix und vom Quai Général de Gaulle flankiert. Entlang des hier angelegten Yachthafens (Port de Plaisance) befinden sich zahlreiche Parkplätze direkt gegenüber der historischen Altstadt (vieille Ville historique).
Beaucaire verfügt über zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Die schönen Fassaden der Herrenhäuser, die Reste der Stadtmauer, das Tor Porte Rochecourbe, die Kirche Notre-Dame-des-Pommiers und die Relikte der Burg (Château) sind besonders eindrucksvoll.
Foire Madeleine - Hôtel de Femineau - Ville - Margallier
Im Mittelalter wurde die erste Stadtmauer (Rempart) in Beaucaire errichtet. Das Tor Porte Rochecourbe (oft Roquecourbe geschrieben) ist das letzte erhaltene Tor der Stadtmauer. Das 1760 umgebaute halbrunde Tor Porte Rochecourbe wird von zwei Pilastern und einem abgetrennten Gebälk flankiert.
Die Messe "Foire de la Madeleine" war im 17. und 18. Jahrhundert eine florierende internationale Veranstaltung mit unzähligen Händlern aus ganz Europa, die Beaucaire zu Ansehen und Reichtum verhalf. Händler und Kunden benötigten viel Wohnraum und so entstanden zahlreiche reich verzierte Herrenhäuser und Residenzen in dieser Zeit.
Die renovierte Fassade des 1594 gebauten Gebäudes Hôtel de Femineau mit Steinkreuzfenstern ist im Renaissancestil verziert. Das Hôtel de Femineau war 160 Jahre im Besitz der Kongregation der Ursulinen, die dort und in den angrenzenden Gebäuden Nonnen ausbildeten.
Die Gebäude waren durch Straßen getrennt und wurden durch den gewölbten Bogen Rue Arceau de l'Avenir verbunden. Auf der Rückseite des Hôtel de Femineau sieht man über dem Obergeschoss einen runden Treppenturm, der zur daneben vorhandenen Terrasse führt.
Die ehemalige Markthalle (Halles de Beaucaire) aus dem 18. Jahrhundert wurde umgebaut und dient jetzt als Konservatorium für Musik, Tanz und Theater (Conservatoire de Musique, de Danse et de Théâtre).
Das Rathaus Hôtel de Ville, ein Meisterwerk der Stadtarchitektur des Grand Siècle, wurde zwischen 1679 und 1683 erbaut. Die königliche Doppelsonne, die von Bannern überragt wird, trug einst das Motto der Stadt: "Célèbre pour sa foire, illustre par sa fidélité" (Berühmt für seine Messe, berühmt durch seine Treue).
Links vom Eingang sieht man zwei waagerechte Metallstangen an der Fassade des Rathauses, die als Maßstäbe (gelbe Ellipse) auf die Wand geschraubt sind. Zum Abmessen der meistverkauften Ware Stoff nutzten die Händler die kurze Stange (1,625 m) oder die lange Stange (1,987 m) während der Messe Foire de la Madeleine als Maßnorm.
Die Rue de l'Hôtel de Ville verläuft in nördlicher Richtung zum zentralen Place Georges Clémenceau. Die Straßen in der historischen Altstadt sind schmal und mit dreigeschossigen Häusern bebaut. In der Rue de la République blickt man auf eine gewölbte Passage, die im 16. und 17. Jahrhundert wahrscheinlich zum ehemaligen Benediktinerkloster gehörte.
Das interessanteste Haus der Rue de la République ist das Hôtel de Margallier, ein Maison des Cariatides, das um 1675 erbaut wurde. Die breiten Arkaden im Erdgeschoss führen zu gewölbten Räumen, die zur Messezeit als Geschäfte und Lagerräume vermietet wurden. Die Fenster sind mit Fensterverdachungen ausgestattet.
Die vier Ornament-Kartuschen im 1. Stockwerk enthalten die ineinander verschlungenen Initialen des Eigentümers JBAM. Das feudale hohe Eingangsportal wird von Karyatiden flankiert. Die beiden weiblichen Skulpturen tragen mit einer Hand über dem Kopf einen Stein; die andere Hand hält das Gewand.
Das Haus Hôtel de Roys Saint Michel besitzt ebenfalls ein eindrucksvolles Eingangsportal. Das abgerundete Portal wird von zwei Pilastern flankiert, die über den Kapitellen einen Fries tragen. Zwei Königskronen auf den Kapitellen sowie Blattwerk und das reich verzierte mittig platzierte Maskaron schmücken den abgerundeten nach hinten versetzten Rahmen über der Tür.
Auf dem Place de la République, der "Place vieille" genannt wird, sitzt man schattig unter alten Platanen und kann einen Aperitif oder Kaffee trinken. Dabei betrachtet man die alten Häuser mit ihren schmiedeeisernen Balkonen, vorkragenden Hauselementen, steinernen Kreuzstockfenstern und vieles mehr.
Der Drac de Beaucaire, ein Drachen oder eine Tarasque, ist nach einer Legende ein Wassermonster in der Rhône. Die Statue des Drac kann man auf dem Place de la République im historischen Zentrum von Beaucaire sehen.
In der Rue des Bijoutiers beeindrucken hohe Fassaden mit zwei leicht vorspringenden runden Treppentürmen. In der Mitte führt ein breiter gewölbter Durchgang, der von einem Steinbalkon mit schönen Eisenarbeiten gekrönt wird, zum alten Marktplatz der unter den Arkaden endet.
Das prächtige Eingangsportal des Hôtel des 4 Rois ist äußerst sehenswert. Die mit Ornamenten verzierten rechteckigen Holztüren sind seitlich von ionischen Pilastern eingefasst, die eine darüber befindliche geschwungene Verdachung mit Zahnschnittfries tragen. Ein halbrundes Tympanon über der Tür ist leer, aber mittig ist eine schöne Kopfskulptur angebracht.
Das rechte Foto bildet den Innenhof des Rathauses (Hôtel de Ville) ab. Beachtenswert sind die Verzierungen der runden Fenster im 2. Obergeschoss und die gemauerte Balkonbrüstung mit den Stützen. Die Fenster der 1. Etage besitzen eine dreiseitige halbrunde gemauerte Rahmeneinfassung mit Blattwerk und eine Verdachung.
Kirche Notre-Dame-des-Pommiers - Burg Château de Beaucaire
Die majestätische Kirche Église Notre-Dame-des-Pommiers wurde von 1734 bis 1744 erbaut. Die außergewöhnliche gewölbte Fassade besitzt zahlreiche Verzierungen. Drei Eingangstüren werden durch Säulen, die von korinthischen Pilastern überragt werden, flankiert.
Das dreijochige Kirchenschiff mit Kreuzgratgewölbe besitzt zwei Seitenschiffe und ein Querschiff, das mittig von einer Kuppel bedeckt ist. Die halbkreisförmige mit einer Halbkuppel bedeckte Apsis ist mit ionischen Pilastern verziert. Eine weiße Balustrade trennt die Apsis vom Kirchenschiff. Das Chorgestühl (Stalles) stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Die gesamte Struktur des Hochalter (Maître-Autel) besteht aus weißem Marmor, der mit farbigen Marmorplatten und Netzen eingelegt ist. Historisch ist der kurze Gobelin-Altarbehang (Antependium) aus dem 19. Jahrhundert. Der mit goldfarbenen Metallfransen eingefasste Behang ist mit weißem Leinen gefüttert.
Beeindruckend sind zahlreiche Kirchenfahnen (Bannières) sowie Flachreliefs des 14 Stationen betragenden Kreuzwegs.
Aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigen Gemälde Szenen aus dem Leben der Heiligen Sainte Ursule und des Heiligen Saint Augstin. Achteckige Gemälde bilden das Martyrium der Heiligen Ursula und die Taufe des Augustinus durch den heiligen Ambrosius ab.
Die Kanzel (Chaire) wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts aus mehrfarbigem Marmor und geschnitztem vergoldetem Holz gefertigt. Die Orgel (Orgue), die 1849 von Lyoner Baumeistern Beaucourt und Voegeli in einem Gehäuse aus dem achtzehnten Jahrhundert erbaut wurde, ist ein monumentales Instrument.
Die komplett renovierte Orgel besteht aus einem Hauptteil und drei mit Statuen verzierten Pfeifen-Türmchen. Die schmiedeeiserne Einfassung der Orgelempore entstand 1787. Die Emporen über dem ersten und dritten Joch der Seitenschiffe sowie über dem Seitenschiffjoch des Chors sind auch durch schmiedeeiserne Geländer gesichert.
Im Querschiff rechts befindet sich die Kapelle Chapelle de Sainte Marie-Madeleine. Der Marmor-Altar stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Gemälde mit der Erscheinung Christi vor Maria Magdalena wurde 1817 geschaffen. Weitere Gemälde aus dem Jahr 1825 zeigen den Heiligen Saint François Régis und die Jungfrau (Vierge).
Die Kapelle Chapelle Saint Antoine befindet sich links vom Chor. Sie ist mit einem Marmor-Altar, der Statue (1849) und dem Gemälde (1810) des Heiligen Saint Antoine, dem Gemälde des Heiligen Benoît de Nursie (1850) und dem Gemälde des Heiligen Saint Jérôme (1851) ausgestattet.
Die getäfelte Kapelle Chapelle Notre-Dame du Rosaire beeindruckt mit einem Altaraufsatz (Retable), der aus zwei Säulen besteht, die über dem Fries von einem dreieckigen Giebel gekrönt werden. Mittig hängt das Gemälde der Rosenkranzspende (Donation du Rosaire). Die begleitenden Statuen stellen Saint Jean-Marie Vianney und Notre-Dame des Victoires dar.
Zwei weitere Gemälde zieren die Seitenwände. Vor dem Altar steht das Boot der Heiligen Sainte Marie Jacobé und Sainte Marie Salomé. Statt der Statuen befindet sich die abgebildete Postkarte im Boot. Rechts hinter dem Boot steht eine kleine Statue der Heiligen Sainte Sara (Sara la Noire, Sara-la-Kâli). Sainte Sara ist die Schutzheilige der Zigeuner (Gitans). Zum Vergleich die Wehrkirche Notre-Dame-de-la-Mer in Saintes-Maries-de-la-Mer ansehen.
Die reich verzierte gold und hellblaue Vertäfelung der Kapelle Chapelle Notre-Dame de Lourdes besitzt einen hellen Altar, die eine dunkelgrüne Marmorplatte einschließt. Über dem hölzernen Tabernakel steht die Statue von Notre-Dame de Lourdes vor einem bunten Gemälde. Zwei kleinere Statuen zu beiden Seiten tragen je einen fünfarmigen Kerzenleuchter.
Die Taufkapelle Chapelle des Fonts baptismaux beinhaltet Gemälde der Taufe Jesu und der Trinité. Das auf einer runden Steinplatte befindliche Taufbecken aus grünem und beigen Marmor wird von 4 Füßen getragen. Ein höheres rundes Taufbecken aus rosafarbenen Marmor hat einen säulenartigen Fuß und ist in einer Halterung an der Wand befestigt. Beide Taufbecken stammen aus dem 2. Quartal des 17. Jahrhunderts.
Die Kapelle Chapelle de la Sainte Croix besitzt einen Altaraufsatz aus zwei kannelierten Säulen mit Kapitellen, die ein geschwungenes Gesims tragen. Die Holzvertäfelung ist mit geschnitzten und bemalten Medaillons und Reliefs in Altgold verziert. Darin befindet sich die im 19. Jahrhundert geschaffene Darstellung Christus am Kreuz aus vielfarbigem und vergoldetem Holz.
Kurz vor dem Place de la République gehen Sie durch die gewölbte Passage Montée du Château vorbei an einem mittelalterlichen Signalturm zur ehemaligen Festung Château de Beaucaire. Die Burg Château de Beaucaire wurde erstmals im 11. Jahrhundert erbaut und im 17. Jahrhundert teilweise zerstört.
So besichtigen Sie Überreste der großen mittelalterlichen Burg, die aus dem 12. und 16. Jahrhundert stammen. Die Burgruine mit Wehrgang wird von dem dreieckigen Bergfried (Donjon) und einem runden Eckturm dominiert. Im Inneren der Mauern führt eine Treppe zu einer kleinen romanischen Kapelle (Chapelle) mit einem charmanten, geschnitzten Tympanon.
Im Jahr 1846 wurde die Kapelle des Château de Beaucaire unter Denkmalschutz gestellt. Man fand als römische Überreste eine gallo-römische Grabstele, ein Kapitell und Fragmente mittelalterlicher Säulen. Die Schlosskapelle wurde restauriert. Das Museum Musée Auguste Jacquet zeigt die reiche historische Vergangenheit von Beaucaire von der Antike bis zum Foire de la Madeleine.
Markt (Marché provençal) - Fêtes de la Madeleine
Jeden Donnerstag und Sonntag findet in Beaucaire auf dem Place Clemenceau und Cours Gambetta von 8 Uhr bis 13 Uhr ein provenzalischer Markt (Marché provençal) statt. Ungefähr 100 Händler bieten ihre Waren an. Es werden regionale Produkte wie Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Wurstwaren, Käse, Oliven, Brot, provenzalische Stoffe und vieles mehr angeboten. Markttage der Provence
Die Fêtes de la Madeleine sind eine Hommage an die berühmte Messe Foire de la Madeleine, die die Stadt Beaucaire im 17. und 18. Jahrhundert berühmt machte. Die Feierlichkeiten beginnen jedes Jahr am 21. Juli, dem Festtag der Heiligen Sainte Marie Madeleine, der Schutzpatronin der Stadt Beaucaire. Es finden Camargue Stierrennen (Courses Camarguaises), Stierläufe (lâcher de Taureaux) und eine Kirmes statt.