Der umfriedete Pfarrbezirk Saint-Thégonnec besteht aus Triumphbogen, steinerner Einfassung, Beinhaus, Kapelle, Kalvarienberg und Kirche Église Notre-Dame. Der umfriedete Pfarrbezirk Saint-Thégonnec wurde zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert erbaut.
Der bedeutende umfriedete Pfarrbezirk (Enclos paroissial) steht in Saint-Thégonnec im Département Finistère in der Bretagne. Saint-Thégonnec befindet sich zwischen den Monts d'Arrée und der Bucht Baie de Morlaix im historischen Land Pays de Léon am Rand des Naturparks Armorique.
Triumphbogen (Arc de Triomphe - Porte triomphale)
Der Triumphbogen (Arc de Triomphe oder Porte triomphale) von Saint-Thégonnec wurde 1587 bis 1589 im Renaissance Stil erbaut. Der Triumphbogen besitzt vier massive Säulen in deren Mitte die Tür (Porte triomphale) ist. Er wird von würfelförmigen Lampions und Laternen gekrönt.
Der Bogen wird mit drei Statuen aus Kersanton geschmückt: rechts Notre-Dame du Vrai-Secours, links der Erzengel Gabriel und im Zentrum Gott, der von zwei Kanonen umgebenen ist. Die zentrale Tür (Porte triomphale) wurde früher zu besonderen Anlässen durch ein Gitter geschlossen.
Beinhaus (Ossuaire) - Kapelle (Chapelle funéraire et de reliquaire)
Das Beinhaus (Ossuaire) wurde 1676 bis 1682 erbaut. Das zweigeschossige Beinhaus besitzt Säulen mit korinthischen Kapitellen, sechs Fenster und eine gewölbte Tür. Auf dem Gebälk des Beinhauses bittet das Gebet der Toten um die Aufmerksamkeit der Gläubigen.
Der dreieckige Giebel beherbergt die Statue des Saint Paul Aurélien. Auf der Spitze des Dachs sieht eine silberne Jungfrau auf den kleinen Glockenturm. Das Beinhaus enthält keine Gebeine, sondern ist den Reliquien und Gegenständen des 17. und 18. Jahrhunderts vorbehalten.
Die Friedhofskapelle und der Reliquienschrein befinden sich in der Chapelle funéraire et de reliquaire. Innen überzeugt die Kapelle mit einem runden Holzbogendach. Glocken und Engel tragen die Passion von Jesus Christus. Der Altaraufsatz (Retable) der Kapelle Chapelle funéraire et de reliquaire von 1685 ist dem Heiligen Saint-Joseph - Patron des glücklichen Todes - gewidmet. Die Friedhofskapelle war den Fürbitten für die Verstorbenen vorbehalten.
Vor dem Bau des gegenwärtigen Beinhauses gab es auf dem nördlichen Teil des umfriedeten Pfarrbezirks einen Friedhof (Cimetière) und ein Beinhaus zur Aufnahme von Gebeinen. Das damalige Beinhaus und der Friedhof wurden 1850 zerstört. Das gegenwärtige Beinhaus von Saint-Thégonnec ist das schönste und vollständigste der Bretagne.
Kalvarienberg (Calvaire)
Der Kalvarienberg (Calvaire) aus dem Jahr 1610 zeigt Passion und Auferstehung von Jesus Christus. Am Kreuz ist Jesus Christus mit vier Engeln zu sehen, die das Blut in Kelchen auffangen. Auf der Mitte des Kalvarienbergs steht die Jungfrau Maria mit Jesus auf dem Arm.
Auf der Rückseite steht ein Christ an einer Säule und Pilatus wäscht sich die Hände. Eine Darstellung zeigt die Geißelung sowie Jesus Christus mit verbundenen Augen, wie er geohrfeigt und angespuckt wird. Das Aufsetzen der Dornenkrone, das Tragen des Kreuzes, die Kreuzabnahme, die Grablegung und die Auferstehung sind außerdem in Szene gesetzt.
Im Sockel des Kalvarienbergs ist die Geschichte des Saint Thégonnec dargestellt. Eine Darstellung zeigt Saint Thégonnec mit einem von einem Esel und einem Hirsch gezogenen Wagen. Die Überlieferung erzählt, dass er mit diesem Wagen alle Steine für den Bau seiner Kirche beförderte.
Kirche Église Notre-Dame
Die Kirche Église Notre-Dame de Saint-Thégonnec wurde 1563 bis 1599 erbaut. Der älteste Teil der Kirche Notre-Dame ist die Rückseite mit dem Westeingang, der vom alten Glockenturm aus dem Jahr 1563 überragt wird. Das südliche Seitenschiff von Notre-Dame stammt aus den Jahren 1652 bis 1656. Der externe Kirchturm wurde 1599 im Renaissance Stil angebaut.
Das Kirchenschiff hat mehrere Joche und Seitenschiffe und einen fünfseitigen Chor. Das Innere der Kirche Église Notre-Dame ist reich dekoriert. Ein Triumphkreuz (Poutre de Gloire) mit dem gekreuzigten Jesus Christus spannt sich quer über das Kirchenschiff.
Die Kirche Église Notre-Dame besitzt ein Taufbecken (Fonts baptismaux) mit einem aus Eiche geschnitzten Baldachin.
Retable Rosaire - Saint-Sacrement - Notre-Dame du Vrai-Secours
Der Altaraufsatz Retable du Rosaire wurde in den Jahren 1697 und 1724 geschaffen. Das Retable du Rosaire besteht aus Eiche, während die Statuen der Heiligen Saint Paul, Saint Jaoua (bretonischer Heiliger) und Saint Louis aus Kastanienholz sind. Das Retable du Rosaire wurde großzügig vergoldet und besitzt Säulen aus schwarzem Marmor. Auf der Spitze des Retable du Rosaire befindet sich der ewige Vater.
Der Altaraufsatz Retable du Saint-Sacrement aus dem Jahr 1662 befindet sich über dem heutigen Altar Autel du Sacré-Cœur. Der Altaraufsatz Retable du Saint-Sacrement stellt die Verehrung der Jesus-Hostie von den Engeln dar. Das große Gemälde zeigt die Geburt Christi. In den Ecken des Altars befinden sich die Jungfrau und Saint Thégonnec.
Der älteste Altaraufsatz Retable Notre-Dame du Vrai-Secours entstand um 1640. Das Bild von Notre-Dame du Vrai-Secours wurde 1668 und 1832 vergoldet. Der Altaraufsatz Notre-Dame du Vrai-Secours wurde früher sehr verehrt und von vielen Pilgern besucht.
Retable du Maître-Autel - Kanzel (Chaire) - Orgel (Orgue)
Der Altaraufsatz des Hochaltars Retable du Maître-Autel wurde 1724 bis 1732 von zwei Bildhauern geschaffen. Die Seite des Evangeliums, die sich bis über dem Altar du Rosaire ausdehnt, wurde von einem Bildhauer aus Morlaix gestaltet. Die Seite der Epistel, die sich bis über dem Altar des Saint-Sacrement erstreckt, ist das Werk eines Bildhauers aus Brest.
Die beiden Altaraufsätze Retables du Maître-Autel und die zwei seitlichen Altäre wurden 1834 neu gestrichen und vergoldet.
Die imposante Kanzel (Chaire) wurde 1683 errichtet. Weibliche Figuren stellen die Tugenden Vorsicht, Enthaltsamkeit, Gerechtigkeit und Stärke dar. Auf den Schildern sind vier Evangelisten zu sehen. Auf der Balustrade der Treppe sind vier Kirchenväter abgebildet. Zwischen den Karyatiden steht Moses mit den Gesetzestafeln.
Die ursprüngliche Orgel (Orgue) wurde 1670 in Landerneau hergestellt und besaß drei Klaviaturen, die später auf zwei Klaviaturen reduziert wurde. Die Orgel wurde im Jahr 1863 rekonstruiert.
Arbre de Jessé
Über dem Eingang des Portalvorbaus befindet sich in einer Nische mit Holztüren die sogenannte Wurzel Jesse, auch Jessebaum (Arbre de Jessé) genannt, aus dem Jahr 1610. Die Jungfrau Vierge de l' Apocalypse wird vom Baum Arbre de Jessé eingerahmt. Der Baum Arbre de Jessé trägt die königlichen Vorfahren der Christen. Zu ihren Füßen steht Jessé und der Schlangenverführer der Schöpfungsgeschichte. Auf den Holztüren sind die sechs Mysterien (Mystères joyaux) abgebildet.
Herausragend ist das Chorgestühl mit dreifachen Sitzen, Armlehnen und Strebepfeilern. Das Chorgestühlt befindet sich direkt vor dem Altar Maître-Autel und überzeugt durch großartige Gestaltung.
An der Außenwand der Kirche Église Notre-Dame de Saint-Thégonnec befinden sich eine kleine Sonnenuhr und verschiedene Statuen der Heiligen.
Die Kirchenfenster (1862-1866) zeigen Szenen des Lebens von Jesus Christus. Die Fenster wurden 2001 bis 2002 restauriert.
Die Kirche Église Notre-Dame de Saint-Thégonnec wurde durch ein Feuer 1998 schwer beschädigt und bis 2005 originalgetreu restauriert. Nur der Altaraufsatz Notre-Dame du Vrai Secours musste neu erstellt werden.