Naturpark Camargue - Vaccarès See - Leuchtturm Gacholle
Der regionale Naturpark Parc naturel régional de Camargue erstreckt sich über die grande Camargue und einen Teil der petite Camargue im Département Bouches-du-Rhône inder Provence. Die Camargue gardoise gehört zu den geschützten Naturlandschaften (Grands Sites de France).
Die Camargue ist eine feuchte vom Rhônedelta gebildete Landschaft, die überwiegend zwischen den Mündungsarmen der sich teilenden Rhône liegt. Der Hauptarm (grande Rhône) mündet bei Port-Saint-Louis-du-Rhône und der Nebenarm (petite Rhône) bei Saintes-Maries-de-la-Mer ins Mittelmeer. Die Küstenebene ist in die kleine (petite) und große (grande) Camargue unterteilt.
Im Westen hinter der petite Rhône liegt die petite Camargue. Die petite Camargue wird hauptsächlich von den Orten Bellegarde, Saint-Gilles, Le-Grau-du-Roi, Saint-Laurent-d'Aigouze und Aigues-Mortes geprägt. Von der Terrasse des Turms Tour Carbonnière (14. Jahrhundert) in Saint-Laurent-d'Aigouze genießt man einen Panoramablick auf die petite Camargue.
In der grande Camargue befinden sich die Stadt Saintes-Maries-de-la-Mer und das durch Meersalz-Salinen bekannte Dorf Salin-de-Giraud.
Die Rhône hat in dem zweitgrößten Mündungsdelta des Mittelmeers (Mer méditerranée) ein Schwemmlandgebiet aus Sümpfen, Seen (Étangs), Wiesen, Marsch und Dünen geschaffen. Das Rhônedelta wird von einer reichen Pflanzen- und Tierwelt besiedelt.
Im regionalen Naturpark Camargue leben bis zu 400 Arten Wasservögel und bis zu 30.000 Rosaflamingos. Die Rosaflamingos ziehen sich zur Brutzeit auf eine Insel im See Étang du Fangassier zurück.
Die Camargue ist für wild lebende weiße Pferde (Chevaux), einer nur hier vorkommenden Pferderasse, bekannt. Ursprünglich wurden die weißen Pferde von einem Rinderhirten (Gardian) eingesetzt, um mit Kampfstieren zu arbeiten.
Heute sind die weißen Pferde der Camargue größtenteils sozialisiert und finden als Last- und Reittiere Verwendung. Mit den Pferden werden geführte Ausritte (Promenade à Cheval) durch den regionalen Naturpark Camargue organisiert.
In der Camargue werden Stiere (Taureau) in großen Herden gehalten. Die Stiere der Camargue müssen für die meistens unblutigen Stierkämpfe in den Arenen der Provence herhalten. Tierzuchtbetriebe der weißen Camargue-Pferde und der Camargue-Stiere sind unter dem Begriff "Manade" zu finden.
Gerichte mit geschmackvollen Stierfleisch (AOP Taureau de Camargue) sind eine Spezialität der provenzalischen Küche. Schmackhafte Stierwürste (Saucissons de Taureau) bestehen zu je 50% Stierfleich und Schweinefleisch und sind mit Salz, Pfeffer, Salpeter, Knoblauch und Cognac gewürzt. Es lohnt sich, die Spezialitäten zu probieren!
Das Museum Musée de la Camargue befindet sich in einem ehemaligen Schafstall am Mas du Pont de Rousty an der Landstraße D 570 von Arles nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Im Museum der Camargue erfahren Sie Wissenswertes über das Leben auf einem Bauernhof (Mas) mit angeschlossener Landwirtschaft und über das traditionelle Handwerk der Viehhirten (Gardians).
Étang de Vaccarès - Phare de la Gacholle - Sentier des Rainettes
Zwischen der nördlichen und südlichen Camargue bilden der Étang de Vaccarès und seine Randmarschen eine Übergangszone zwischen Süß- und Salzwasser. Eindrucksvoll zeigt sich die vielfältige Landschaft des Naturparks Camargue am See Étang de Vaccarès und am Leuchtturm Phare de la Gacholle. Der Étang de Vaccarès ist mit 12 km Länge und einer Tiefe von bis zu 2 m der größte See im Naturpark Parc naturel régional de Camargue.
Eine aussichtsreiche Wanderung führt über den Damm Digue à la Mer in das Naturschutzgebiet Réserve nationale de Camargue zum Leuchtturm Phare de la Gacholle. Vor Salin-de-Giraud biegen Sie mit dem Auto rechts ab zum Phare de la Gacholle (dem kleinen Wegweiser nach Fielouse folgen). Vorsicht, die Straße ist von unzähligen teils tiefen Schlaglöchern übersät! Es ist daher ratsam, nach einer kleinen Schleuse zu parken.
Vom Parkplatz können Sie bis zum Leuchtturm Phare de la Gacholle auf einer Landzunge laufen und auf einem parallel verlaufenden Pfad auf der anderen Seite des Wassers wieder zurück. Es gibt Vögel aller Arten zu sehen. Auch Rosaflamingos sind zum Anfassen nah. (3 Stunden hin und zurück)
Der Leuchtturm Phare de la Gacholle stammt aus dem Jahr 1884 und steht auf dem Damm Digue à la Mer zwischen Saintes-Maries-de-la-Mer und Salin-de-Giraud in der Camargue.
Die Inbetriebnahme des Leuchtturms Phare de la Gacholle ermöglicht den Schiffen im Golf de Beauduc zu ankern.
Der Phare de la Gacholle wurde im zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und am 13. November 1948 wieder in Dienst gestellt.
Der Leuchtturm wurde 1996 automatisiert. Er gewinnt seine Energie über Sonnenkollektoren.
Das Leuchtfeuer besteht aus grün, weiß, rotem Licht und besitzt eine Reichweite von 20 km.
Von der Beobachtungsstation La Capelière am Ostufer des Étang de Vaccarès (Route de Fielouse C 134) entdeckt man über den 1,5 km langen Wanderweg Sentier des Rainettes die Landschaft der Camargue. Der beschilderte Sentier des Rainettes verläuft entlang eines Sumpfgebiets, am Röhricht vorbei durch Salzlandschaft und durch Wald. Zahlreiche Aussichtspunkte erlauben Blicke auf die Vogelwelt.
Das Betreten des Sumpfgebiets Réserve naturelle nationale des Marais du Vigueirat ist nur im Rahmen von Führungen erlaubt. Bei Interesse fahren Sie zum Mas Thibert, Chemin de l'Étourneau. Sie erreichen das Mas Thibert von Arles über die D 35 oder N 113 und folgen der Dorfstraße nach Étourneau.
Repräsentativ für typisch mediterrane Feuchtgebiete ist das Naturschutzgebiet (Réserve naturelle) Scamandre. Das 146 Hektar große Naturschutzgebiet Réserve naturelle Scamandre besteht aus den Bereichen Fromagère und Buisson. Hier befinden sich die meisten Biotope der Camargue: salzige Wiesen (Sansouïre) und Sümpfe.
Das Reservat beherbergt beispielsweise neun in Europa vorkommende Reiherarten (Héron) sowie braune Sichler (Ibis-Falcinelle). Durch das Naturschutzgebiet Scamandre der Petite Camargue führen zahlreiche öffentliche Wege. Das Naturschutzgebiet befindet sich vor dem Étang de Scamandre (Karte ).
Der 60 Hektar große Vogelpark Parc Ornithologique du Pont-de-Gau erstreckt sich 4 km vor Saintes-Maries-de-la-Mer.(Karte)
Im ornithologischen Park leben viele Vogelarten, darunter hunderte Rosaflamingos, die in ihrer natürlichen Umgebung von Aussichtstürmen beobachtet und fotografiert werden können.
Rosaflamingos leben in Herden von 100 bis 1000 Tieren zusammen. Das Gefieder der Flamingos ist rosaweiß, die Flügeldecken sind intensiv rosa während die Schwingen schwarz gefärbt sind. Der einzigartig gebogene Schnabel mit rosa Spitze kann Schlamm und Wasser filtern.
Die langen dünnen Beine sind aufgrund der Carotinoide der verzehrten Krustentiere rosafarben. Flamingos schlafen auf einem oder zwei Beinen stehend und haben den Kopf unter einem Flügel verborgen. Aufgrund ihrer Größe müssen Flamingos Anlauf nehmen, um vom Wasser abzuheben.
Im Frühjahr sieht man im Vogelpark Pont-de-Gau Weißstörche, Grünschenkel, Löffler, Schwarzmilane, Nachtigallen, Bienenfresser, Wiedehopfe, Seeschwalben, Möwen, Säbelschnäbler und große Reiherkolonien.
Das ganze Jahr über leben Seidenreiher, Brandgänse, Rohrsänger, Ibisse oder Sichler in der Camargue. Rosaflamingos sind das ganze Jahr im Vogelpark Pont-de-Gau zu besichtigen. Von Dezember bis März versammeln sich die mit einem neuen Gefieder ausgestattetem Flamingos in großen Gruppen zu sehenswerten Liebesparaden.
Im Herbst/Winter sieht man diverse Entengattungen, große Brachvögel, Mäusebussarde, Eisvögel, Zwergadler, Sumpfschnepfen, Kornweihen und Kiebitze. 20.000 bis 40.000 Krickenten (Sarcelle d'Hiver) überwintern in der Camargue.
Zwei Rundwege über insgesamt 7 km führen im Vogelpark Pont-de-Gau an Sumpfland, Weihern, Schilfgürteln, Röhrichten und salzigen Wiesen vorbei. Die durchschnittliche Besuchszeit beträgt 1,5 Stunden. Im südlichen Teil des Parks sind für Personen mit eingeschränkter Mobilität 2,8 km Wanderwege uneingeschränkt zugänglich. Hunde sind im Park nicht erlaubt.
Stierkampf - Course Camarguaise
Die Course Camarguaise ist ein sportlicher Stierkampf in einer Arena. Mitspieler sind ein Camargue-Stier, ein zielgerichteter Mann in weißer Kleidung, der so genannte "Raseteur" und sein Verbündeter "Tourneur". Der ebenfalls weiß gekleidete Tourneur hilft und arbeitet dem im Einsatz befindlichen Raseteur zu, damit er trophäenartige "Attribute" erobern kann.
Jedes Rennen beginnt mit einem "Capelado" (Anheben des Hutes für den Gruß des Raseteurs an die Präsidentschaft). Das Ziel des Raseteurs besteht darin. die Attribute die der kastrierte Stier auf seinem Kopf trägt, zu erbeuten.
Zu den Attributen gehören eine Kokarde "Cocarda", ein rotes 5 bis 6 cm langes und 1 cm breites Stück Stoff, das in der Mitte der Stirn angebracht ist. Außerdem trägt der Stier zwei kleine weiße Quasten "Gland" an Fäden "Ficelles" an der Basis der Hörner sowie einen auf der Nackenseite von Horn zu Horn gespannten Faden "Frontal". Alle Attribute müssen mit einem metallenen Haken "Crochet" entfernt werden.
"Abrivado", die Stiere kommen von den Weiden begleitet von Hütern "Gardians" auf "Manade"-Pferden in der Stierkampfarena an. Eine Trompete verkündet den Anfang und das Ende des jeweiligen Kampfdurchgangs (Passage du Taureau) für den jeweiligen Stier.
Die Course Camarguaise umfasst in der Regel sechs Stiere, die jeweils 15 Minuten ihre Attribute in der Arena verteidigen. Das die Kokarde tragende Tier wird "Taureau Cocardier"genannt. Die Raseteure erbeuten Trophäen und erhalten dafür Punkte, die für die Feststellung des besten Raseteur des Jahres wichtig sind.
Als Gegenleistung für die erreichten Punkte werden die Raseteurs mit entsprechenden Boni bezahlt. Wenn es dem Raseteur nicht gelingt die Kokarde zu erobern, darf der Stier als Sieger die Arena verlassen. Der Stier überlebt und lernt dazu, er wird zur Freude der Besucher immer besser !
Die Rückkehr der Stiere auf die Weiden nach der Course Camarguaise wird "Bandido" genannt. Jährlich finden etwa 800 Veranstaltungen in den Départements Bouches-du-Rhône, Gard, Hérault und Vaucluse statt. Bei großen Veranstaltungen wie der Course Camarguaise in Arles stehen sich etwa ein Dutzend Raseteure, einige Tourneure und der Stier gegenüber.
roter Reis (Riz rouge) - Salinen (Salins)
Die Camargue hat eine Gesamtfläche von ungefähr 930 km², die im Norden größtenteils landwirtschaftlich zum Gemüse- und Reisanbau sowie zur Viehzucht genutzt wird. Im Laufe der Jahrhunderte konnte man hier aufgrund von Süßwasser ein Bewässerungssystem aufbauen, dass die Landwirtschaft und den Reisanbau ermöglicht.
In der Camargue wird roter Reis (Riz rouge de Camargue) angebaut. Der Riz rouge de Camargue ist ein ungeschälter Reis, dessen Herz durch natürliche Veränderung (Mutation) ins Dunkelrote getönt wird. Der rote Reis wird unter der geschützten Herkunftsbezeichnung IGP (Indication géographique protégée) verkauft. Informationen zum Reisanbau in der Camargue finden Sie im Museum Musée du Riz an der Landstraße D 36 nach Salin-de-Giraud.
Im Süden der Camargue befindet sich ein durch das Meer und den Salzgehalt geprägtes Gebiet. Meersalz (Sel de Camargue) wird in den Salinen von Salin-de-Giraud und Aigues-Mortes gewonnen.
Die Salzbecken der Salinen können besichtigt werden. Wer im Herbst in der Camargue ist, kann die berühmte Salzernte (Récolte du Sel) sehen. Große Lastwagen transportieren zu dieser Zeit das durch Verdunstung getrocknete Salz auf einen Ernteplatz.