Das mittelalterliche Stadtbild von Villeneuve-lès-Avignon wird von der Burg, der Abtei Saint-André, dem Turm, der Kirche und prachtvollen Palästen geprägt. Villeneuve-lès-Avignon, auch Villeneuve-lez-Avignon, befindet sich am rechten Ufer der Rhône mit schönen Blick auf das gegenüber liegende Avignon.
Die Stadt, die früher Villeneuve-Saint-André hieß, ist die östlichste Gemeinde des Départements Gard und ein beliebtes Reiseziel für Provence-Urlauber. Der frühere Name Villeneuve-Saint-André stammt aus der Zeit des 10. bis 11. Jahrhunderts in der sich das Dorf Saint-André auf dem Berg Mont Andaon um die alte Abtei Abbaye Saint-André entwickelte.
Während Avignon im 14. Jahrhundert Hauptstadt der lateinischen Kirche war, wurden von Kardinälen und Bischöfen prachtvolle Paläste in Villeneuve-lès-Avignon errichtet. Die Paläste und ihre kunstvollen Gärten dominieren noch heute das beeindruckende Stadtbild.
Vom öffentlichen Park, der auf dem Hügel Colline des Mourgues thront, hat man ein schönes Panorama auf die Altstadt (vieille Ville), den Turm ((Tour) Philippe-le-Bel, die Burg (Fort), die Abtei (Abbaye) Saint André, die Stadt Avignon mit dem Papstpalast und die weitere Umgebung.
Im mit Kiefern, Eichen und mediterranen Garrigue bepflanzten Park entdeckt man das Grabmal eines Einsiedlers, einen Kalvarienberg, die mit bunten Fresken versehene Kapelle Notre-Dame de Consolation und ein Freilichttheater (Théâtre de Verdure).
Die Altstadt betritt man durch das Tor Porte de la Rue de République. Von dem Tor existieren nur noch zwei mit dorischen Säulen verzierte Pfeiler, die von Medaillons gekrönt werden. Der dazwischen befindliche gemauerte Spitzbogen des Tors wurde offensichtlich zur Durchfahrt von Kraftfahrzeugen entfernt.
Sehenswert ist die Fassade des ehemaligen Priorats Prieuré in der Rue du Chapître, die 1332 für einen Palast erbaut wurde. Das Gebäude wurde im Baumanière-Stil verändert und wird als fünf Sterne Hotel (Relais & Château) genutzt.
Mittelalterliche Sehenswürdigkeiten sind die Burg und die Abtei Saint-André, der Turm Philippe-le-Bel, das Kartäuserkloster Notre-Dame-du-Val-de-Bénédiction, die Kirchen Notre-Dame und Sainte-Thérèse und die Kapelle der Pénitents gris.
Die Kirche Église Sainte-Thérèse-de-l'Enfant-Jésus wurde von 1934 bis 1952 im Stadtviertel Candau-Bellevue erbaut. Der längliche Kirchenbau besitzt in der Mitte eine achteckige große Kuppel auf der ein kleiner Kirchturm thront.
Am Place de l'Oratoire steht das im 14. Jahrhundert gebaute weitläufige Gebäude "Livrée cardinalice de Canilhac". Das Anwesen wurde wahrscheinlich als Palast und Gut für Clemens VI. erbaut. Es wurde im 15. Jahrhundert verkleinert und im 17. Jahrhundert grundlegend umgebaut. Das Gebäude besitzt noch schöne mittelalterliche Fenster mit gemauertem Fensterkreuz.
Das Museum Musée Pierre-de-Luxembourg ist in der Rue de la République in einem Herrenhaus des 17. Jahrhunderts zu finden. Es beherbergt das Gemälde "Le Couronnement de la Vierge" von Enguerrand Quarton. Das Gemälde entstand in den Jahren 1453 bis 1454.
Tour Philippe-le-Bel - Chapelle Pénitents gris
Von der 1292 gebauten Festung Fort Châtelet du Pont am rechten Ufer der Rhône blieb nur der zwischen 1292 und 1303 gebaute Turm Tour Philippe-le-Bel erhalten. Der Turm wurde um 1360 im gotischen Stil um ein Stockwerk erhöht.
Die Brücke Pont Saint-Bénezet in Avignon war im 13. Jahrhundert mit dem Turm Tour Philippe-le-Bel des Königreichs Frankreich verbunden. Der Turm wurde nach seinem Erbauer König Philipp IV., der Schöne benannt. Von der Terrasse des Turms haben Sie einen wundervollen Blick auf die Stadt Avignon.
Die barocke Kapelle Chapelle des Pénitents gris wurde 1758 auf dem Hof des Kardinalpalasts Palais de la Thurroye, in dessen Mitte noch ein Brunnen aus dem vierzehnten Jahrhundert steht, erbaut. Die Eingangstür wird von ionischen Pilastern mit Kapitellen eingerahmt. Auf dem Dach befindet sich ein kleiner Glockenturm unter einem dreieckigen Giebel.
Das Kirchenschiff besitzt vier Joche, die durch Doppelbögen getrennt sind und sich zum Chor hin verbreitern. In den Doppelbögen befinden sich vier Seitenkapellen die von je zwei Tribünen mit Bogengewölbe und Balustraden beidseitig überragt werden. Die Seitenkapellen und die Sakristei sind mit einer langgestreckten Kuppel bedeckt.
Fort - Abbaye Saint-André - Notre-Dame - Chartreuse Val-de-Bénédiction
Die Burg Fort Saint-André und die Stadtmauer, die die Abtei Abbaye Saint-André umgibt, wurden in mehreren Abschnitten um 1360 im Auftrag der Könige von Frankreich auf dem Mont Andaon erbaut.
Das von zwei Zwillingstürmen eingerahmte Fort Saint-André besitzt ein Eingangstorhaus und den Turm Tour des Masques in der 750 m langen Umfriedungsmauer (Rempart). Das Eingangstor und die Zwillingstürme sind mit Maschikulis verziert und dienen als Verbindung zum Wehrgang.
In der Einfriedung befindet sich noch eine romanische Kapelle aus dem zwölften Jahrhundert, die Chapelle de Belvézet. Das Benediktiner- und Königskloster Saint-André war bei unserem Besuch leider wegen Renovierung bis Ende 2022 geschlossen.
Die Abtei Abbaye Saint-André wurde von zahlreichen historischen Ereignissen geprägt. Nach der Einsiedelei der Heiligen Sainte Casarie in einer Grotte wurde um das Jahr 980 die Benediktinerabtei Saint-André gegründet, die im 13. Jahrhundert zur königlichen Abtei wurde.
Der Ende des 17. Jahrhunderts umgebaute Abteipalast (Palais abbatial) beeindruckt mit einem Eingangsportal, einer monumentalen Treppe und eleganten Gewölbesälen. Die Innenräume sind mit Wandmalereien von Emile Bernard versehen und beinhalten zahlreiche Sammlungen.
Ein historischer Rundgang durch die Abbaye Saint-André und ihre Gärten (Jardins) offenbart die gewölbten Räume (12. Jahrh.), den Eingangshof (Palais Abbatial 18. Jahrh.), den italienischen Garten und einen Lehrpfad mit mediterranen Pflanzen. Auf den Gewölben des 16. Jahrh. befinden sich die opulenten Gartenterrassen.
Im Garten befinden sich Ruinen der Küche und der Krankenstation der Mönche. Auf einem felsigen Hügel steht die romanische Kapelle Chapelle de Belvézet. Sehenswert sind Überreste der Kirchen aus dem 11. und 12. Jahrhundert und des Friedhofs (7. bis 18. Jahrhundert). Die steinernen Grabstätten stammen aus dem späten Mittelalter.
Von den Terrassen des italienischen Gartens hat man einen Panoramablick auf Avignon mit dem Papstpalast, das Rhônetal, den Luberon, den Mont Ventoux, die Alpilles und die Stadt Villeneuve-lès-Avignon. Die Burg und die Abtei können vom 1. März bis 1. November besichtigt werden.
Die gotische Stiftskirche Collégiale Notre-Dame de Villeneuve-lès-Avignon wurde 1333 von Papst Johannes XXII. geweiht. Die hohe und schmale Westfassade der Stiftskirche Notre-Dame wird von einem spitzbogigen Maßwerkfenster und einer einfachen Tür durchbrochen und an den Ecken von zwei Treppentürmen gekrönt. Im Jahr 1336 wurde die Kirche neu ausgerichtet und machte eine Verlegung des Eingang erforderlich.
Durch den großen Glockenturm (Beffroi) erhielt die Stiftskirche Notre-Dame 1362 ihr imposantes Aussehen. Der Glockenturm besteht aus drei Ebenen, die an den Ecken von kräftigen Strebepfeilern getragen werden. Der große blinde Spitzbogen des Erdgeschosses stammt vermutlich von der Verlegung des Eingangsportals.
Die südliche sechsjochige Fassade ist in der Höhe von großen Strebepfeilern unterbrochen. Die dritte südliche Spannweite besitzt seit 1336 ein auf das Mauerwerk aufgesetztes gotisches Spitzbogenportal mit fünf Bögen.
Die letzte Ebene des Glockenturms hat auf jeder Seite zwei gewölbte Glockenfenster mit Klangarkaden, die unter einem mit einer Uhr verzierten Spitzbogen gruppiert sind. 1877 wurde der Kirchturm mit Zinnen und Maschikulis versehen. An der Nordwestseite des Glockenturms befindet sich ein kleiner flacher Arkadenglockenturm, der von einem Treppenturm getragen wird.
Der 1336 gebaute Kreuzgang (Cloître) beeindruckt mit vier Galerien, die von spitzbogigen Arkaden unterbrochen werden. Die Galerien sind von einem Kreuzrippengewölbe bedeckt. 1540 wurde die Kapelle Chapelle du Saint-Esprit an der nordöstlichen Ecke des Kreuzgangs hinzugefügt. Die mit einem schönen Sterngewölbe bedeckte Kapelle Saint-Esprit ist unrestauriert.
Das Kirchenschiff wird zu beiden Seiten von je sechs Seitenkapellen in spitzbogigen Buchten mit Kreuzrippengewölbe flankiert. Im Norden befinden sich die Kapellen Chapelle du Saint-Sacrement, Vierge, Sacré-Cœur, Saint-Joseph, Reliques (18. Jahrh.) und Saint-Antoine.
Im Süden liegen die Kapellen Chapelle Saint-Pons, Sainte-Casarie, Entrée Sud, Saint-Roch, Saint Marc und Purgatoire. Die Kapelle Chapelle Saint-Marc beinhaltet eine 1907 von Auguste-Émile Jean angefertigte Kopie des Originalwerks "La Pietà de Villeneuve-lès-Avignon", das Enguerrand Quarton zugeschrieben wird und seit 1905 im Louvre aufbewahrt wird.
Hinter dem unter einem Rundbogen befindlichen Chor, versteckt sich der ovale Chor der Kanoniker. 1749 erhielt der ovale Chor der Kanoniker ein fünfarmiges Gewölbe. Der Hochaltar wurde 1745 für die Chartreuse Notre-Dame-du-Val-de-Bénédiction angefertigt. Der Vorsitzendenstuhl aus weißem Marmor stammt aus der Abtei Saint-André. Notre-Dame de Villeneuve-lès-Avignon erhielt bis 2019 eine drei Jahrzehnte währende aufwendige Restauration.
1356 gründete Papst Innozenz VI. das Kartäuserkloster Chartreuse Notre-Dame-du-Val-de-Bénédiction mitten in der Stadt. Durch das imposante 1649 errichtete Eingangsportal Portail de la La Valfenière betritt man eine schöne Allee von Maulbeerbäumen. Die ursprünglich im 17. Jahrhundert gepflanzten Maulbeerbäume wurden 2008 durch neue Bäume ersetzt.
Das Kloster besteht aus dem ehemaligen Hof des Palastes von Kardinal Aubert, dem späteren Papst Innozenz VI.. Der Palast wurde 1365 durch einen Brand zerstört und der Wiederaufbau entstand mit zwölf Mönchszellen. Der Keller des Klosters bestand aus zwei übereinander liegenden Tonnengewölben mit Nischen für Fässer.
Die mit einem Kreuzrippengewölbe bedeckte Kirche Église Saint-Jean-Baptiste, später Kirche Sainte-Marie genannt, wurde 1352 erbaut und 1360 durch den Anbau der Kapelle Sainte-Trinité an den Chor erweitert. In der Kapelle Sainte-Trinité befindet sich das Grabmal Tombeau Innozenz VI. Gisant.
Im 17. und 18. Jahrhundert enthielt die Klosterkirche zahlreiche Kunstgegenstände, die sich heute zum Teil im Museum Musée Pierre-de-Luxembourg befinden. Das Kloster wurde nach der Revolution aufgegeben. Die schöne Ausstattung der Kirche kann man nur noch in der Kapelle Saint-Bruno an einem Touchscreen-Tisch visualisieren.
In der Mitte des Kreuzganghofs steht eine große Rotunde mit einem 1750 entstandenen Wasserturm. Das Trinkwasser sicherte den Mönchen die Bewässerung der Gärten. In der mit einem Brunnen und einem großen Schornstein ausgestatteten sogenannten Bugade wuschen die Kartäuserbrüder die Wäsche. Das auf zwei Ebenen gebaute Gefängnis beinhaltete sieben Häftlingszellen.
Die Kapelle (Chapelle des Fresques de Matteo Giovannetti) verzierte der berühmte Maler Matteo Giovannetti mit Trompe-l’œil Fresken. Giovannetti hat auch Kapellen des Papstpalasts in Avignon verziert. Die Chartreuse Notre-Dame-du-Val-de-Bénédiction ist eines der größten und bemerkenswertesten Kartäuserklöster Frankreichs.
Markt (Marché provençal / brocante) - Festival Villeneuve en Scène
Jeden Donnerstag findet von 7 bis 14 Uhr ein großer provenzalischer Markt (Marché provençal) auf dem Place Charles David in Villeneuve-lès-Avignon statt.
Etwa 120 lokale Produzenten und Kunsthandwerker verkaufen Obst, Gemüse, Fleisch, Wurstwaren, Fisch, Käse, Brot, Möbel, Keramik, Wäsche und mehr.
Ein interessanter Trödelmarkt (Marché à la brocante) findet das ganze Jahr über samstags von 7 Uhr bis 13.30 Uhr auf dem Place Charles David in Villeneuve-lès-Avignon statt.
Bei über 100 Verkäufern kaufen Sie Antiquitäten, Tische, Bauernmöbel, Kristall, Keramik und viele andere Artikel. Auf dem Trödel- und Flohmarkt können Sie außerdem Austern Huître de Bouzigues probieren. Markttage der Provence
Das Festival Villeneuve en Scène findet jedes Jahr im Juli statt. Es erlaubt Wandertheatern auf der Freifläche der Abbaye Saint-André ihre Theaterstücke aufzuführen. Das Festival Villeneuve en Scène findet in Zusammenarbeit mit dem Festival d'Avignon statt.