Saint-Pol-de-Léon - Bucht von Morlaix - Finistère
Saint-Pol-de-Léon ist eine ehemalige Bischofsstadt und die historische Hauptstadt des Pays de Léon. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten von Saint-Pol-de-Léon zählen die Präbendenhäuser, die aussichtsreiche Insel Sainte-Anne, die Kathedrale Saint-Paul-Aurélien und die Kapelle Notre-Dame du Kreisker.
Saint-Pol-de-Léon liegt in der Bucht Baie de Morlaix des Départements Finistère in der Bretagne. Saint-Pol-de-Léon gilt als Stadt der Kunst und Geschichte (Ville d'Art et d'>Histoire). Das ehemalige 1708 gebaute Priesterseminar-Gebäude wird heute als Diwan-Schule und für Privatwohnungen genutzt. In einer Diwan-Schule wird in bretonischer Sprache unterrichtet.
Das Präbendenhaus Maison Prébendale auf dem Place du Petit-Cloître wurde um 1530 im Stil der bretonischen Renaissance erbaut. Die Fassade ist am Beginn der Dachrinne mit einem Löwen (Emblem von Léon) und einem Drachen (Tribut an Saint-Paul-Aurélien) verziert.
Der Begriff Prébendale stammt daher, dass der Domherr kirchliche Einnahmen oder Pfründe (Präbende) erhielt. Das alte Präbendenhaus am Place du Petit-Cloître wird für Ausstellungen und Konferenzen genutzt.
Das 1706 gebaute Haus Maison du Pilouris in der Rue General Leclerc beeindruckt mit seinem Renaissanceportal, seinen mit halbrunden Bögen verzierten Dachgauben und einem Bullauge. Früher wurden die zum Pranger (Pilori) Verurteilten am stark frequentierten Maison du Pilouris öffentlich zur Schau gestellt.
Das zweite jüngere Präbendenhaus Maison Prébendale aus dem 18. Jahrhundert steht in der Grand Rue. Die sorgfältige Konstruktion des Domherrn setzte im frühen 17. Jahrhundert neue Akzente. Auffallend ist der runde Wachturm, der als Winkel dient.
Die halbrunde Eingangstür des abgebildeten Hauses in der Rue Colombier wurde 1649 mit einem viereckigen Portal und Dreiecksgiebel erbaut.
Auffallend sind außerdem der Konsolenfries unter dem Dachrand und die mit Spitze verzierten Dreiecksgiebel der Dachgauben.
Im 1706 gebauten und 1750 erweiterten Bischofspalast (Palais épiscopal) befindet sich heute das Rathaus (Hôtel de Ville). Das Rathaus beherbergt eine monumentale Treppe und einige Gemälde des Louvre.
In der kleinen Altstadt (vieille Ville) stehen Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Einige Fachwerkhäuser (Maisons à Pans de Bois) fallen mit vorkragenden Geschossen auf. Die Gassen sind eng und lassen wenig Licht herein.
In der Hauptstraße Rue du Général Leclerc befinden sich verschiedene Geschäfte in zweistöckigen Häusern. Fassaden mit Schlagläden, von Karyatiden gestützte Eisenbalkone und verschieden verzierte Dachgauben beherrschen die Straße. Ein Blumengeschäft hatte im Herbst Azaleen, Eriken und Alpenveilchen im Angebot.
Der Brunnen Fontaine de la Gloire wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Er beherbergt in einer Nische eine antike Statue der Jungfrau Maria. Der Brunnen Fontaine de la Gloire soll von Saint Paul Aurélien bei seiner Ankunft in der Stadt gesegnet worden sein. Seinem Wasser wurde lange Zeit wundersame Kräfte zugeschrieben. Selbst in Zeiten großer Trockenheit versiegte die Quelle nie.
Die Kapelle Notre-Dame du Kreisker, ein bedeutendes Gebäude der bretonischen Architektur, war das Eingangstor zur Bischofsstadt (Ville épiscopale). Der einzigartige gotische Granitkirchturm der Kapelle (Chapelle) Notre-Dame du Kreisker ist mit 78 m der höchste Kirchturm der Bretagne.
Mit dem Bau der gotischen Kathedrale Saint-Paul-Aurélien wurde 1230 begonnen. Die Fassade ist von den Kathedralen in Lisieux und Coutances inspiriert. In der Kathedrale (Cathédrale) Saint-Paul-Aurélien befindet sich eine der ältesten Handglocken der Bretagne, deren Ursprung bis ins 6. Jahrhundert zurückreichen soll.
Die Kapelle (Chapelle) Saint-Joseph aus dem Jahr 1846 wurde in Form eines lateinischen Kreuzes erbaut. Der 33 m hohe Kirchturm stammt von dem ehemaligen Ursulinenkloster. Saint-Joseph ist die Kapelle des Altersheims der Diözesanpriester.
Die Ende des 14. bis 15. Jahrhunderts gebaute Kirche Église Saint-Pierre steht auf dem Friedhof. Die Fassade und der Kirchturm wurden 1772 im Barockstil wieder aufgebaut. Ursprünglich wurde die Kirche als lateinisches Kreuz erbaut, aber die Seitenflügel wurden entfernt. Das Kirchenschiff stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist der ältester Gebäudeteil. Die Kirchenfenster wurden 1974 erneuert.
In der Friedhofsmauer befinden sich neun gotische Beinhäuser aus dem 13., 16. und 17. Jahrhundert. Ein Beinhaus ist um 1500 datiert, ein anderes um 1611. Das Denkmal für die Toten bildet zusammen mit dem Kalvarienberg aus dem 19. Jahrhundert und einer halbrunden mit dem Kreuzweg verzierten Mauer eine Gedenkstätte. Szenen der Passionsgeschichte wurden zusätzlich in Kersanton-Granit gemeißelt.
Die kleine Insel (Îlot) Sainte-Anne wurde in den 1970er Jahren durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Die unter Naturschutz stehende Insel Sainte-Anne (Site naturel classé) wird von einem Felsen dominiert, der "Couëtte de Plume" (vulgärer Name für Möwe) oder offiziell "Rocher du Guet" genannt wird.
Das Betreten der Insel ist für Hunde nicht erlaubt. 1540 erhielt die Insel Sainte-Anne eine Kanonenbatterie unter Kasematten zum Schutz des Hafens Port de Pempoul. Die Verteidigungsanlagen wurden im 17. und 18. Jahrhundert modifiziert. 1888 wurde die Verteidigungsanlage stillgelegt und das Fort in einen Kalkofen umgewandelt.
Der Felsen Rocher du Guet war 1943 mit der Befestigung des "Fer à Cheval", einem Blockhaus, das an der Stelle der ersten Batterie errichtet wurde, ein Dreh- und Angelpunkt des Atlantikwalls.
Von der ehemaligen Kapelle Chapelle Sainte-Anne blieben keine Relikte übrig. Der Gipfel des Felsens Rocher du Guet, der über eine Treppe erreichbar ist, bietet ein schönes Panorama auf Roscoff und die Bucht von Morlaix.
Die feinen Sandstrände (Plages) von Saint-Pol-de-Léon an der 13 km langen Küste tragen die schönen Namen Tahiti, Petit Nice oder Sainte-Anne. Vom Aussichtspunkt des Parks "Champ de la Rive" hat man einen außergewöhnlichen Blick auf Roscoff, die Bucht von Morlaix und die Strände von Saint-Pol-de-Léon.