Cancale - Smaragdküste - Ille-et-Vilaine
Cancale liegt 15 km von Saint-Malo entfernt am Ende der Bucht Baie de Mont-Saint-Michel an der Smaragdküste (Côte d'Émeraude) des Départements Ille-et-Vilaine in der Bretagne. Die Bucht von Cancale wird im Süden von der Pointe des Roches Noires und im Norden von der Pointe des Crolles begrenzt.
Cancale besteht aus zwei Stadtteilen: der Oberstadt, die über der Stadt thront, und dem tiefer gelegenen Hafen La Houle. Der Hafen Port de la Houle ist das Herz von Cancale. Auf dem täglichen Markt an der Mole Cale de la Fenêtre kann man frische Austern kaufen.
Entlang des Quai Gambetta befinden sich zahlreiche Restaurants, Geschäfte und die malerischen Häuser der Fischer und Austernzüchter. Eine begrünte Promenade lädt zum Flanieren am Hafen ein. Ein Gedenkstein für die auf See verunglückten Seeleute befindet sich im Grünstreifen der Promenade.
Auf der Hafenseite befindet sich die 1838 erbaute und 1885 verlängerte Mole Cale de l'Épi. Sie besteht aus 21 Bögen, die durch Steinstufen voneinander getrennt sind, um das Anlegen der Schiffe zu erleichtern.
An den Hafen Port de la Houle grenzt ein an die Steilküste (Falaise) gebautes Stadtviertel mit engen Gassen, in dem Fischer und Seeleute lebten.
Der Quai Admis en Chef Thomas ist die belebteste Flaniermeile von Cancale. Wie am Quai Gambetta laden auch hier Restaurants mit regionalen Spezialitäten zum Déjeuner und Diner ein. Eine besondere Spezialität sind die Seeohren, auch Abalone genannt.
Die 50 m lange Mole de la Fenêtre endete 1871 mit einem 70 m langen und 3 m breiten Hafenbecken. In der Mole ermöglicht eine Öffnung, dass man mit Autos zu den Austernbänken gelangen kann. Die Mole wurde 1897 um eine Seebrücke verlängert.
Neben der Mole Cale de la Fenêtre liegen bei Ebbe zwei Fischerboote auf dem Sand. Auf der Mole stehen die Reusen für den nächsten Krebs- und Muschelfang bereit.
In der 45 m über dem Meeresspiegel gelegenen Oberstadt befindet sich das Zentrum von Cancale mit der Kirche, dem Rathaus, den Geschäften und einem Marktplatz. Die Sehenswürdigkeiten der Oberstadt sind das Rathaus (Hôtel de Ville), das Postgebäude, den Kirchen Saint-Méen und der Brunnen der Austernwäscherinnen (Les Laveuses d'Huîtres).
In der Rue du Port der Oberstadt beeindruckt das Rathaus Hôtel de Ville, das in einem Herrenhaus der Familie Merdrignac untergebracht ist. Das Rathaus, das einer Schlossvilla ähnelt, wurde im 4. Quartal des 19. Jahrhunderts für die Familie Merdrignac auf einem großen parkähnlichen Gelände errichtet.
Die ehemalige Kirche (ancienne Église) Saint-Méen de Judicaël wurde zwischen 1715 und 1727 an der Stelle einer primitiven mittelalterlichen Kirche erbaut. Sie beherbergt heute das Kino und das Musée des Arts et Traditions Populaires de Cancale.
Das Postgebäude wurde 1935 an der Avenue du Général de Gaulle errichtet. Es trägt links und rechts über dem ersten Stockwerk die Inschriften Telegraphe und Telephone. In der Mitte befindet sich der Schriftzug Cancale Poste. Über dieser Inschrift ist das Relief eines Frachtseglers zu sehen.
Auf der Place de la République steht der beeindruckende Brunnen mit den Bronzeskulpturen der Austernwäscherinnen (Fontaine Les Laveuses d'Huîtres) aus dem Jahr 1919.
Der Brunnen zeigt eine Szene vom Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Austern noch mit Booten vom Meeresgrund geholt wurden. Die Austern mussten gereinigt werden und wurden von den Fischerfrauen in Körben durch das Wasser gezogen, bis sie vom Sand befreit waren.
Das neugotische Gebäude der Kirche Saint-Méen wurde 1875 am Place de la République errichtet und ersetzte die zu klein gewordene alte Pfarrkirche Saint-Méen de Judicaël. Der 34 m hohe Glockenturm der Kirche Saint-Méen wurde 1932 fertiggestellt und mit Glocken bestückt. Dem Glockenturm, der nie eine Spitze hatte, wurde eine Totenlaterne hinzugefügt.
Das Kirchenschiff mit Kreuzrippengewölbe ist etwa 36 m lang und 22 m hoch. Die Kirche Saint Méen besitzt zwei Seitenschiffe, ein Querschiff und einen zweijochigen Chorumgang ohne Strahlenkapellen. Zwischen den Arkaden befindet sich ein Triforium mit 4 Bogenöffnungen im Schiff und 2 Bogenöffnungen im Chorumgang.
Zwei Vorhallen auf jeder Seite schützen den Eingang der Kirche. Der Hochaltar trägt eine Kreuzigungsgruppe. In einer der Apsiskapellen befindet sich ein Kriegerdenkmal mit den Namen der auf See umgekommenen Seeleute aus Cancale.
Zahlreiche farbige Glasfenster stellen die Seefahrtsgeschichte von Cancale dar. Ein Fenster stellt die Heilige Jeanne Jugan dar, die 1792 in Cancale geboren wurde und die Kongregation der Petites Sœurs des pauvres in Saint-Servan gründete.
Die kleine Orgel (petit Orgue) im Chor wurde 1873 für die ehemalige Kirche Saint-Méen de Judicaël gebaut und in die neue Kirche Saint-Méen integriert. Die Wand der Taufkapelle (Baptistère) ist mit Fresken geschmückt, die die Taufe Chlodwigs durch den Heiligen Remigius und die Taufe Christi darstellen.
Auf dem aus weißem Marmor gefertigten Altar Autel de la Vierge steht die Statue Notre-Dame des Victoires. An der Vorderseite des Altars befindet sich ein kleines Medaillon, das die Verkündigung darstellt.
Der reich mit Türmchen verzierte Altar Autel de Saint-Joseph trägt in der Mitte die Statue des Heiligen Joseph und in geringerer Höhe auf jeder Seite eine Statue.
Auf einem Holzkreuz ist in sechs Basreliefs die Passion Christi dargestellt.
Die große Orgel auf der Empore stammt aus dem Jahr 1958. Die 2013 restaurierte Orgel ist nach der Orgel in der Kathedrale von Rennes das zweitgrößte Instrument. Mit ihren drei Manualen ist sie über sechs Meter hoch und verfügt über 66 Register.
Weiter geht es den Boulevard Thiers hinunter, der von prächtigen Villen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gesäumt ist, bis zum Monument aux Morts. Vor dem Monument aux Morts befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man Cancale überblicken und den besten Blick auf den Austernpark (Parc aux Huîtres) genießen kann.
Die Austernbänke zeichnen sich bei Flut im Wasser ab und liegen bei Ebbe frei. Sie erstrecken sich vom Felsen Rocher du Surcouf in Cancale bis vor Saint-Benoit des Ondes. Die mit Austern gefüllten Säcke liegen auf Tischen, die von den Gezeiten überspült werden. An klaren Tagen sieht man im Hintergrund den Mont-Saint-Michel und den Mont Dol.
Man überquert den Wanderweg GR 34 und folgt der Straße bis zur Rue des Parcs, der man bis zum beliebten Markt Marché aux Huîtres folgt. Auf dem Marché aux Huîtres kann man die in Cancale produzierten Austern kaufen und probieren.
Cancale, die Hauptstadt der Auster (la Capitale de l’Huître), ist berühmt für ihre flachen Austern (Huîtres plates), ihre hohlen Austern (Huîtres creuses) und ihre Muscheln (Coquillages). Viele Kunden genießen die auf dem Markt gekauften frischen Austern bei einem Glas Wein oder Champagner auf dem Kai. Der Blick schweift dabei über die Île des Rimains, die Austernbänke und die Bucht des Mont-Saint-Michel.
Cancale hat drei Strände: Plage Quai Gambetta, Plage de Port Mer (Basse Cancale) und Plage du Verger. Der schönste, 2 km lange Sandstrand Plage du Verger. grenzt an eine Lagune. Hinter den Dünen des Strands Plage du Verger befindet sich auf einem kleinen Hügel die 1869 erbaut Kapelle Notre-Dame du Verger und das Wachhaus Corps de Garde des Daules.
Die Ferme marine, ein Muschel- und Austernmuseum, zeigt inmitten einer Austernfarm die Entwicklung der Kultivierungstechniken und den Beruf des Austernzüchters im Laufe der Zeit. Eine Sammlung von 1500 Muscheln aus aller Welt und ein Film veranschaulichen den Beruf des "Gärtners des Meeres".
Der Wanderweg GR 34 entlang der Küste bietet spektakuläre Ausblicke auf das Meer und die umliegende Landschaft. Von der zu Cancale gehörenden Landzunge Pointe du Grouin hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht Baie de Mont-Saint-Michel und die umliegenden Inseln.