Das mittelalterliche Cucuron befindet sich im Südosten des Départements Vaucluse und ist von den Dörfern Ansouis, Vaugines und Lourmarin umgeben. Cucuron liegt im Naturpark Luberon in der Provence.
Das Dorf liegt auf einem dominanten 375 m hohen Hügel am Fuß des grand Luberon. Cucuron beeindruckt mit Resten einer Stadtmauer, einem Wasserbassin und einer außergewöhnlichen Kirche. In Cucuron entdeckt man alte, geschichtsträchtige Gemäuer, kleine blumengeschmückte Plätze und malerische enge Gassen, die zum Flanieren einladen.
Der Teich Bassin de l'Étang in Cucuron wurde 1403 als Wasserreservoir angelegt, der zur Versorgung von Getreidemühlen diente. Der Étang ist auf allen Seiten von 200 Jahre alten Platanen umgeben, unter denen die Franzosen den warmen Sommer genießen und den wöchentlichen Markt abhalten. Der berühmte Platz um das Bassin de l'Étang ist eine der malerischsten Stätten des Vaucluse.
Im typisch provenzalischen Dorf Cucuron wurden die Straßen kreisförmig um die Dorfmitte erbaut. Die Gassen werden von mittelalterlichen Häusern mit Hausfassaden aus dem 17. und 18. Jahrhundert flankiert. Eine Ölmühle (Moulin à l'Huile) aus dem 16. Jahrhundert wurde in einer Höhle unter den Stadtmauern im Süden des Dorfes ausgegraben.
Das Haus Maison des Consuls wurde 1660 mit zwei schönen Fassaden an der Ecke Rue de l'Église und Rue Marché erbaut. Das Haus der Konsuln beeindruckt mit einer schönen Skulptur der Jungfrau mit Kind (Vierge à l'Enfant) in einer am Haus angebrachten Nische.
In der Altstadt (vieux Village) steht auf dem Place de la Cabreyrade dieser einfache überdachte Waschplatz (Lavoir). Ein großes Becken zum Waschen wird von dem rechts daneben befindlichen Brunnen aus einem Löwenkopf mit Wasser gespeist. Der Aufstieg zum Bergfried Donjon Saint-Michel (Montée du Donjon) erfolgt über diese Treppenstufen.
Im 13. bis 16. Jahrhundert wurden drei mittelalterliche Stadtmauern (Rempart) um Cucuron erbaut. Die Stadtmauer bestand aus vier Toren und sechs Türmen und sicherte die Verteidigung des Orts.
Die 600 m lange, 9 m hohe und 1 m breite Stadtmauer war mit einem Wehrgang ausgestattet. An der Außenseite der Stadtmauer verlief ein trockener Graben. Die Tore waren mit Zugbrücken ausgestattet.
Glockenturm - Portail de Revelin - l'Étang - Ginoux - Tour Sus-Pous
Relikte der Stadtmauer sind der Glockenturm über dem Tor Portail de Revelin, die Tore Portail de l'Étang und Portail de Ginoux sowie der Turm Tour Sus-Pous. Der viereckige Glockenturm (Beffroi) wurde im Jahr 1541 auf dem Haupttor Porte du Revelin der Stadtmauer errichtet.
Der Glockenturm wird von einem steinernen Glockengehäuse und einer von Türmchen umrandeten Laterne mit einem Kreuz gekrönt. Der abgebildete Brunnen Fontaine de l’Obélisque wurde Ende des 18. Jahrhunderts in der Nähe des Glockenturms aufgestellt. Aus dem sechseckigen Brunnenbecken erhebt sich ein Obelisk mit sechs wasserspeienden Gesichtern.
Die beiden Tore Portail de l'Étang und Portail de Ginoux sowie der runde Turm Tour ronde Sus-Pous entstanden zwischen 1545 und 1548. Das Tor Portail de l'Étang wurde früher "Porte de la Burlière" und später "Portail de Cabrières" genannt.
Über eine Treppe erreicht man die Plattform des runden Turms Tour ronde Sus-Pous. Vom runden Turm Sus-Pous blickt man auf Cucuron, die Durance-Ebene und den Luberon.
Donjon Saint-Michel - Kirche Notre-Dame-de-Beaulieu
Die Ende des 16. Jahrhunderts gebaute Burg Château de Cucuron wurde in späterer Zeit verlassen und verfiel Ende des 17. Jahrhunderts. Nur der viereckige Ende des 14. Jahrhunderts mit schlanken Schießscharten gebaute romanische Bergfried Donjon Saint-Michel blieb von der Burg erhalten.
Von der Plattform des Donjon Saint-Michel hat man einen schönen Blick auf Cucuron, die Bergkette des Luberon und die Hügel von Cadenet. Das ursprüngliche Höhlendorf "Village Troglodytique de Cucuron" aus dem 11. Jahrhundert konzentrierte sich in früheren Zeiten unterhalb der Burg. Heute sind die Relikte der Höhlenbauten auf der Rue du Château zu sehen.
Das restaurierte Haus Haus Maison de la Reine Jeanne ist eines der schönsten Adelshäuser des späten 15. Jahrhunderts. Über dem Torbogen beleuchtet im 1. Geschoss das schöne steinerne Kreuzstockfenster den Raum. Das kleine hölzerne Kreuzstockfenster im 2. Geschoss ist in einem gotischen Spitzbogen eingelassen.
Die Kirche Église Notre-Dame-de-Beaulieu wurde 1292 aus einem einzigen Kirchenschiff mit vier Jochen, die durch vorspringende Spitzbögen getrennt sind, erbaut. Der 24 m hohe Glockenturm wurde zur gleichen Zeit wie der spitzbogige Portalvorbau (Porche) 1624 errichtet.
Der gotische Portalvorbau besteht aus vier Spitzbögen, der von einem Tympanon mit gemauerten Vierpass Maßwerken überragt wird. Ein gotischer halber Spitzboden überthront das Portal auf dem Außenmauerwerk.
Im Inneren harmonieren die romanischen Spitztonnengewölbe der drei ersten Joche mit einem Kreuzrippengewölbe, dem fünfeckigen Chor und den beidseitigen Kapellen. Im 14. Jahrhundert wurde das vierte Joch im gotischen Stil verändert und um zwei Kapellen vergrößert.
Der marmorne Altaraufsatz des Hochaltars (Retable de Maître-Autel) aus dem Jahr 1661 stammt aus der Kapelle Chapelle de la Visitation d'Aix-en-Provence. Das Retabel wurde 1801 in der Kirche Notre-Dame-de-Beaulieu aufgestellt. Dieser Altaraufsatz besteht aus einer Reihe von wunderschönen Marmorverzierungen und Marmorsäulen in denen sich Gemälde befinden.
Die Kapellen des ersten, zweiten und dritten Jochs entstanden im 17. Jahrhundert. Die Kapellen sind Cucurons Schutzpatron Sainte Tulle sowie den Heiligen Saint Joseph, Sainte Vierge, Saint-Jean-Baptiste, Saint Pierre, Saint Blaise und dem Rosenkranz (Rosaire) gewidmet.
Der Altaraufsatz Retable de Saint-Jean-Baptiste ist im Stil Louis d.14. gehalten. Über dem in ein reich verziertes Marmorretabel eingelassenen Taufbecken (Fonts baptismaux) sieht man eine auf dem Kopf stehende Jakobsmuschelhälfte, die an beiden Seiten mit Engelköpfen versehen ist. An der Wand befinden sich Reste von polychromen Fresken.
Auf dem reich verzierten Altaraufsatz Retable de la Sainte Vierge aus weinrotem und hellem Marmor thront diese ausdrucksvolle polychrome Statue der Jungfrau mit dem Kind (Vierge à l'Enfant) in einer Nische. Über der Statue befindet sich eine weiße Taube inmitten eines goldenen Strahlenkranzes.
Der schöne ganz aus Holz geschnitzte Altaraufsatz Retable de la Sainte Tulle, in der sich eine Statue von Sainte Tulle unter einem Baldachin befindet, ist ein bedeutendes Kunstwerk provenzalischer Holzschnitzer.
Auf der sechseckigen um 1660 gebauten Kanzel (Chaire) aus weiß-grauen Marmor sind Symbole der Passion und Flachreliefs der Heiligen Saint François de Sales und Sainte Jeanne Françoise de Chantal angebracht. Die Kanzel wird von einem dunkleren sechseckigen Baldachin überragt.
Verschiedene schön gestaltete bunte Glasfenster zeigen Episoden aus dem Leben der Heiligen. Der größte Teil des in der Kirche erhaltenen Mobiliars stammt aus dem 16. und 18. Jahrhunderts.
Fête du Mai de Sainte Tulle
In Cucuron wird jedes Jahr am Samstag nach dem 21. Mai an der Kirche Notre-Dame-de-Beaulieu ein Maibaum gesetzt. Die Tradition des Fests Fête du Mai de Sainte Tulle oder Fête de la Piboule geht auf ein Gelübde des Jahres 1720 zurück, dass die Bewohner der Schutzheiligen abgelegt hatten. Das Fête du Mai de Sainte Tulle wird zum Dank für die überstandene Pestepidemie ausgerichtet.
Die höchste Pappel (provenzalisch: Piboule) des Dorfes wird auf den Schultern der stärksten Männer durch das Dorf getragen. Dies findet im Rahmen einer Prozession statt, die von Kindern und einigen Erwachsenen in provenzalischer Tracht begleitet wird.
Die Prozession wird mit provenzalischer Musik begleitet. Während des Transportes durch das Dorf sitzt ein Kind mit schwingender Frankreich Fahne auf der Pappel. Die geschmückte Pappel wird vor der Kirche Notre-Dame-de-Beaulieu aufgerichtet, angebunden und vom Priester gesegnet. Während dieser Zeit tanzen Kinder und junge Frauen eine Farandole.
Der Maibaum steht bis zum 15. August des Jahres vor der Kirche. Auf unserem Foto sieht man die aufgerichtet Pappel an der Kirche Notre-Dame-de-Beaulieu.
provenzalischer Markt (Marché provençal)
Dienstags findet von 8 Uhr bis 13 Uhr auf dem Place de l'Étang in Cucuron ein provenzalischer Markt (Marché provençal) statt. Auf dem provenzalischen Markt werden regionale Produkte, wie Obst, Gemüse, Käse, Gewürze und Honig angeboten. Metzger und Fischhändler bieten ihre Waren an. Tischdecken und andere Stoffprodukte können gekauft werden.
Von Mai bis September findet jeden Donnerstag von 17.30 Uhr bis 20.30 Uhr im südlichen Teil des Place de l'Étang ein Markt mit biologisch und nachhaltig erzeugten Produkten von lokalen Erzeugern statt. Markttage der Provence