Le Thor - Grottes Thouzon - Château - Vaucluse
Das kleine malerische Le Thor liegt zwischen zwei Armen des Flusses Sorgue in der landwirtschaftlichen Ebene des Comtat Venaissin. Das Dorf befindet sich 5 km westlich von und 20 km östlich von Avignon im Département Vaucluse in der Provence.
Besondere Sehenswürdigkeiten von Le Thor sind die Reste der Stadtmauer, die Porte de Douzabas, die Kirche Notre-Dame-du-Lac, die Grottes de Thouzon und das Château de Thouzon.
Entlang der Sorgue steht die in bemerkenswerten Dimensionen gebaute 4 m bis 8 m hohe bis zu 1,50 m dicke und 1.200 m lange Stadtmauer (Rempart), die bereits zur Zeit der Teilung der Provence im Jahr 1125 existierte. Durch vier Tore (Porte) gelangte man in das Dorf. Durch das Tor Porte de Douzabas betritt man den historischen Ortskern von Le Thor.
Über dem Rundbogen des viereckigen Tors Porte de Douzabas befindet sich das Wappen von Le Thor. Der Turm endet mit einer Krone aus Kragsteinen in Form von Maschikulis. Über dem Turm erhebt sich der 1847 gebaute 7,70 m hohe viereckige Glockenturm mit je einer Uhr auf der Süd- und der Nordseite. Das Tor Douzabas wird seit dieser Zeit auch Porte de l'Horloge (Beffroi) genannt.
Der Glockenturm besitzt einen schmiedeeisernen Campanile auf einer mit Geländer verzierten Terrasse. Der Campanile besteht aus einem runden Käfig, der zwei sich verjüngende zwiebelförmige Glockenhauben mit einer kugelförmigen Spitze trägt. 1927 und später entstanden zwei Durchgänge für Fußgänger beidseitig des Tors.
Die Hauptstraßen und Gassen sowie die vor dem Ortskern angelegten Parkplätze wurden neu asphaltiert und hinterlassen einen gepflegten Eindruck. Wer das Dorf vor einigen Jahren gesehen hat, wird sich wundern, welchen positiven Eindruck es jetzt hinterlässt.
Das Schloss Château du Thor wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Das Gebäude ist untrennbar mit der Stadtmauer verbunden. Das befestigte Château du Thor besitzt Ringmauern und Maschikulis aus dem Jahr 1723. Das Schloss, die Nebengebäude, Bauernhöfe, Ställe, Scheunen und der Park stehen unter Denkmalschutz.
Einen malerischen Charakter verbreitet Le Thor wenn man entlang der Sorgue geht. Die aus drei Rundbögen bestehende Brücke führt auf die andere Seite des Dorfs. Einige Schaufelräder zeugen von den Handwerksbetrieben der Vergangenheit.
Die Fußgängerbrücke Passerelle de Garancine führt zum Ausfalltor Poterne de la Savine. Rechts neben dem Tor Poterne de la Savine läuft das alte Schaufelrad (Roue á Aube) Garancine.
Die Kirche (Église) Notre-Dame-du-Lac
aus dem späten 12. Jahrhundert ist eines der schönsten Beispiele provenzalisch romanischer Baukunst, die von der Antike inspiriert wurde. Der achteckige Glockenturm auf dem Schieferdach besteht aus zwei Stockwerken. Die erste romanische Ebene besitzt an acht Ecken Säulen mit Kapitellen, die mit Gesichtern oder Tierköpfen gekrönt sind.
Alle Seiten sind von zwei Rundbogenöffnungen durchbrochen. Im Jahr 1834 wurde dieses Ensemble durch eine im Umfang kleinere Laterne ergänzt, die auf der oberen Plattform errichtet wurde. Die zweite Ebene mit halbrunden Buchten im neoromanischen Stil wird durch Säulen und mit Pflanzenmotiven verzierten Kapitellen getrennt. Auf der Glockenturmspitze thront eine kleine goldene Kugel.
Die von Archivolten eingefasste südliche Vorhalle hat einen monumentalen Charakter. Die viereckigen Pfeiler des inneren Bogens tragen pflanzlich skulptierte Kapitelle. Der äußere Bogen besitzt dicke halbrunde Säulen mit feinen Ziselierungen, deren Kapitelle Adler mit ausgebreiteten Flügeln besitzen.
Das Kreuzrippengewölbe der Vorhalle stützt sich auf vier Säulen mit Akanthusblatt-Kapitellen. Am Kirchenportal umgibt ein buntes Dekor aus Palmetten und Kanälen das Tympanon, das eine Nische aus dem 18. Jahrhundert enthält. Die darin stehende Statue der Jungfrau Maria war nicht mehr vorhanden.
Das rechteckige westliche Portal (Portail occidental) mit der zweiflügeligen Tür wird von einer Archivolte umschlossen, die auf antiken kannelierten Säulen mit verzierten Kapitellen ruht.
Die zweiflügelige Tür wird von zwei seitlichen Säulen und einer zentralen Säule eingefasst, die einen Türsturz und ein gemauertes Tympanon tragen. Auf dem Tympanon befindet sich ein Ornament mit einer geöffneten Segenshand.
Seitlich der Türöffnungen sind Wandstreifen mit pflanzlichen Ornamenten und senkrechten Rillen dekoriert. Die Ornamente werden von zwei hohen Säulen begrenzt, die einen dreieckigen modellierten Giebel tragen.
Das für eine Dorfkirche überdimensionierte Kirchenschiff ist 35 m lang und 10 m breit und wird von einem 16 m hohen Gewölbe bedeckt. Die Seitenwände werden von starken Strebepfeilern gestützt. Das außergewöhnlich hohe einschiffige Kirchenschiff von Notre-Dame-du-Lac wird von einem der ältesten gotischen Kreuzrippengewölbe der Provence bedeckt.
Begrenzt durch einen Triumphbogen in Form eines leicht gebrochenen Bogens ist das Gewölbe des Chors durch schöne Steinrippen unterteilt. Ein außergewöhnlicher Schlussstein in Form eines Lamms umgeben von fünf Adlern beendet das Gewölbe. Die Kirche Notre-Dame-du-Lac hat einen eleganten Chor, der von acht Säulen unterbrochen wird.
Die sechseckige reich verzierte Kanzel (Chaire) besticht mit zahlreichen Reliefs von Heiligen eingerahmt von je zwei Säulen mit Rundbogen. Die Kanzel wird von einen mit Türmchen verzierten Baldachin überragt. Auf dem Baldachin befindet sich eine kleine Laterne mit Kreuz. Die Kirche ist laut Prospekt jeden Tag von 10 Uhr bis 12 Uhr geöffnet.
Die Burg Château de Thouzon
wurde im 13. und 14. Jahrhundert als befestigtes Kloster (Monastère fortifié) der Benediktiner erbaut. Das mittelalterliches Priorat Château de Thouzon lag auf der Spitze eines kleinen Hügels oberhalb von Le Thor. Spätere Besitzer ließen die Burg Château de Thouzon verfallen.
In den Ruinen der Burg entdeckte man die gewölbte Kirche Église Sainte-Marie de Thouzon, die kleine Kapelle Chapelle Saint-Pierre de Thouzon, zwei Türme (Tours), einige Mauerteile und in der Mitte eines Hofs eine in den Fels gegrabene Zisterne.
Die teilweise zerstörte romanische Kirche Sainte-Marie de Thouzon aus dem elften und zwölften Jahrhundert wurde im sechzehnten Jahrhundert befestigt. Erkennen kann man eine fünfeckige Apsis und Mauerteile die im Fischgrätmuster hergestellt wurden. In der Achse der Apsis steht ein mit einem Wappen geschmückter Turm, der Teil der Befestigungsanlagen des Klosters war.
Die romanische Kapelle Saint-Pierre de Thouzon soll wenige Schritte von der Kirche Sainte-Marie de Thouzon aus Trümmerresten wieder aufgebaut worden sein. Die Kapelle Saint-Pierre hat einen einfachen halbkreisförmigen Chor, der von einem winzigen apsidialen Fenster mit zweifarbigen Steinschlusssteinen durchbrochen wird.
Um 1870 fand man in der Kapelle zwei Felder des als Triptychon gestalteten Altaraufsatzes Retable de Thouzon. Das Retable de Thouzon entstand im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Der zentrale Teil des Triptychons ist verschwunden.
Die Altartafeln sind mit Szenen aus dem Leben des heiligen Andreas (Saint André) geschmückt. Das Retable de Thouzon befindet sich im Musée du Louvre in Paris.
Die Tropfsteinhöhlen Grottes de Thouzon
befinden sich am Fuße des gleichnamigen Hügels, der von der Burg von Thouzon überragt wird. Das tropfende Wasser hat eine 230 m lange zauberhafte mineralische Landschaft gebildet. In diesen einzigartigen Tropfsteinhöhlen der Provence betreten Sie ein versteinertes Flussbett, das vor über 60 Millionen Jahren entstanden ist.
Die Stalaktiten sind mit einem Durchmesser von 3 cm von extrem zart. Sie können bis zu 2 m lang werden. Die feinsten Stalaktiten nennt man Fisteln. Tubenförmige Stalaktiten werden Makkaroni genannt, weil sie hohl sind. Die Wassertropfen laufen im Innern der Stalaktiten herunter und erhöhen die Länge der Stalaktiten jedes Jahrhundert um 1 bis 2 cm.
Geologisch interessant sind Schornsteine, Geröllkegel, verstopfte Klüfte, Brunnen, Mäander und Feuersteinnieren. Am Beginn der Entstehung der Grottes de Thouzon war die Höhle voll Wasser und bildete einen Siphon. Das Wasser, das unter der Decke lief, löste den Kalk und gab härtere Felsen wie den Feuerstein frei. Ihrer Form wegen nennt man die so entstandenen Gebilde Feuersteinnieren.
Einige Wasserbecken sind durch Kalkablagerungen am Boden entstanden. Sie bilden eine Art von Stauseen. Der Rand des Stausees wird mit der Zeit immer höher, bei manchen neigt er sich leicht nach innen und bildet allmählich eine geschlossene Form, die wie eine Glocke aussieht.
Im Saal Salles des Stalactites fistuleus befinden sich farbige fistelartige Stalaktiten. Die rötliche Färbung der Stalaktiten stammt vom Eisenoxyd, die graue Farbe entstammt einem Manganvorkommen. Wenn keine Oxyde vorhanden sind, sind die Stalaktiten vom Kalk weiß gefärbt. An der Decke der Grottes de Thouzon sieht man eine Eichenwurzel, die 15 m durch den Kalkboden gewachsen ist, um Feuchtigkeit zu finden.
Die Tropfsteinhöhlen Grottes de Thouzon haben eine Temperatur von 13 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 98 %. Eine Besichtigung der Grottes de Thouzon ist von März bis Anfang November möglich und dauert 45 Minuten.
Infos Tropfsteinhöhle (Grotte de stalactites et stalagmites): |
Ein von der Decke einer Höhle hängender Tropfstein wird Stalaktit genannt. Oft wächst dem Stalaktit ein Tropfstein vom Boden entgegen, der Stalagmit. Wenn der Stalaktit mit dem Stalagmit zusammen wächst, bildet sich eine Tropfsteinsäule auch Sintersäule genannt, die Stalagnat genannt wird. |
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