Kathedrale Saint-Vincent - Saint-Malo
Im Herzen der Altstadt (vieille Ville) von Saint-Malo steht die Kathedrale Saint-Vincent innerhalb der Stadtmauer intra-muros auf dem Place Jean de Châtillon. Die Cathédrale Saint-Vincent-de-Saragosse war die Kathedrale des 1146 gegründeten Bistums Saint-Malo bis der Bischofssitz 1790 abgeschafft wurde. Die Hafenstadt Saint-Malo liegt im Département Ille-et-Vilaine in der Bretagne.
Die sehenswerte Kathedrale Saint-Vincent wurde gegen Ende des zweiten Weltkriegs 1944 zu 80% zerstört und mit großer Sorgfalt wieder aufgebaut. Die Kathedrale ist ein historisches Denkmal. Von dem romanischen Gebäude blieben das Kirchenschiff, die Vierung, das Joch der Nord- und Südkreuzungen sowie ein Teil des Kreuzgangs erhalten.
Das Hauptportal der Kathedrale stammt aus den Jahren 1595 bis 1607. Die Fassade wurde 1773 im neoklassizistischen Stil wieder aufgebaut. Im Jahr 1851 entstand auf der rechten Seite des Hauptportals ein Seitenportal im Renaissance Stil. Der im Krieg zerstörte neugotische Kirchturm wurde 1972 wieder aufgebaut. Im Kirchturm läuten fünf Kirchenglocken (2019).
Die Kathedrale Saint-Vincent wurde in Form eines lateinischen Kreuzes erbaut. Sie besteht aus einem Kirchenschiff, zwei Seitenschiffen, einem Querschiff (1623) und einem Chor. Beeindruckend ist die rekonstruierte große Fensterrose über dem im 13. Jahrhundert wieder aufgebauten Chor. Die große Fensterrose entspricht dem Kirchenfenster vor der Zerstörung im Jahr 1695.
Der spitzbogenförmige Chor ist ein sehr gelungenes Beispiel der anglo-normannischen Kunst der 1250er Jahre. Das von einem Kreuzrippengewölbe überragte Kirchenschiff besitzt sechs Säulen mit romanischen Kapitellen. Details des eleganten Triforiums erinnern an den Kreuzgang des Mont Saint-Michel.
Im Chorumgang befinden sich die drei Kapellen Notre-Dame de la Délivrance (1530), Notre-Dame (1560) und Chapelle Saint-Denis (1600).
Die Nischen der Kapellen beinhalten das Grab des Bischofs Jean de Châtillon, eine antike unbekannte Liegegestalt (Gisant) aus dem 13. Jahrhundert und die Reliquie Corpus Sancti Celistini. In der nördlichen Kapelle aus dem 16. Jahrhundert befinden sich die Gräber von Jacques Cartier (1557) und von dem Korsaren René Duguay-Trouin.
Der außergewöhnliche bronzene Hochaltar (Maître-Autel) wurde 1991 eingeweiht. Der Hochaltar stellt vier Evangelisten als symbolische Anordnung in Elementen dar. So symbolisieren der Löwe Markus, der Stier Lukas, der Adler Johannes und ein Mann Matthäus.
Auf der linken Seite des Hochaltars befindet sich ein geflügelter Stier und auf der rechten Seite ein Löwe. Zum Mobiliar des Hochaltars gehören ein Schreibtisch, ein Sessel und zwei Hocker, ein Taufbecken (Baptistère) und ein Kerzenständer aus Bronze.
Die Nordseite des Kirchenschiffs zeigt in einem Kirchenfenster die Heiligen Saint Paul Aurélien, Tugdual, Corentin, Malo, Brieuc, Guillaume, Samson und Patern mit neun Pilgern zu ihren Füßen. Auf dem Kirchenfenster des südlichen Kirchenschiffs sieht man den Heiligen Saint Malo, der vom Einsiedler Aaron empfangen wird.
Im Boden des Kirchenschiffs wurde ein Mosaik eingelassen, das an das "Knien" des Entdeckers und Seefahrers Jacques Cartier vor seiner Abreise nach Kanada 1535 erinnert. Das Chorgestühl (Stalles) und die Kanzel (Chaire) stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die Kathedrale Saint-Vincent besitzt drei Orgeln. Die große Orgel (grandes Orgues) wurde 1977 mit vier Tastaturen, einem Pedal und 35 Spielen erbaut. Eine weitere Orgel befindet sich in der Kapelle Chapelle du Saint-Sacrement.
Die mit zwei Konsolen ausgestattete Orgel des Chors (Orgue de chœur) wurde 2014 gesegnet. Die feste Konsole der Chororgel dient zur Begleitung der Liturgie. Die mobile Konsole erlaubt dem Organisten in einem Orchester für Konzerte zu spielen, was während des im Sommer veranstalteten Festival de Musique Sacrée de Saint-Malo von Vorteil ist.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Überreste des romanischen Kreuzgangs der Chorherren in den Ruinen eines Hauses gefunden, das sich an der südwestlichen Ecke der Kathedrale befand.
Das alte Taufbecken (Fonts baptismaux) stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert entstand dann ein Taufbecken mit Baldachin. An der Westwand des Nordquerschiffs befindet sich der im Jahr 1719 restaurierte Brunnen Fontaine Saint-Jean oder Saint-Céme.
Seit 2003 beherbergt die Kathedrale aus konservatorischen Gründen in ihrem Nordschiff die monumentale Statue Notre-Dame de la Grande Porte aus dem Jahr 1439, die vorher in einer Nische der Grande Porte stand.
Die Wallfahrt Tro Breiz führt durch sieben Bistümer der historischen Bretagne. Die Pilger der Tro Breiz ehren die Gründungsheiligen aus dem 6. Jahrhundert: Saint Paul-Aurélien in Saint-Pol-de-Léon, Saint Tugdual in Tréguier, Saint Brieuc in Saint-Brieuc, Saint Malo in Saint-Malo, Saint Samson in Dol-de-Bretagne, Saint Patern in Vannes und Saint Corentin in Quimper.