Kapelle Notre-Dame du Kreisker - Saint-Pol-de-Léon
Auf dem Gelände einer zerstörten Kapelle wurde 1345 die Chapelle Notre-Dame du Kreisker erbaut. Die nördliche Vorhalle, die geschnitzten Eichentafeln des Hochaltars (Maître-Autel) und das Altarbild Retable de la Visitation sind außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten der Kapelle Notre-Dame du Kreisker.
Die Kapelle Notre-Dame du Kreisker steht in der ehemaligen Bischofsstadt Saint-Pol-de-Léon in der Bretagne. Der 78 m hohe gotische Kirchturm ist der höchste Glockenturm der Bretagne.
Der typisch normannische Kirchturm besteht aus drei Konstruktionen. Der untere Turm wurde 1345 erbaut. Der Bau des Glockenturm entstand Ende des 14. Jahrhunderts und die Turmspitze wurde im 15. Jahrhundert fertiggestellt.
Der Glockenturm enthielt früher vier Kirchenglocken. Zur Balustrade des Turms führt eine Treppe mit 169 Stufen. Das Nordportal und das Südportal entstanden beide im 15. Jahrhundert. Das Südportal wurde jedoch später als das Nordportal erbaut.
Am 1345 gebauten Gebäude Notre-Dame-du Kreisker wurden im 16., 17. und 19. Jahrhundert einige Veränderungen vorgenommen.
Die gotische nördliche Vorhalle (Porche septentrional) aus dem 15. Jahrhundert wird von einem dreieckigen Giebel überragt, deren Spitze eine Statue der Jungfrau mit dem Kind (Vierge à l'Enfant) krönt.
Die gotische südliche Vorhalle (Porche méridionale) besitzt mehrere Spitzbögen. Sie ist schlicht gehalten und hat modernere Elemente. Über ihr befindet sich ein durchbrochener Balkon, der "Bénédiction" (Segen) genannt wird. Die über dem Spitzbogen angebrachte Rundbogenarchivolte stammt aus der Renaissancezeit.
Das Querschiff, die Nordfassade des Chores und die Apsis stammen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das hohe dreijochige Kirchenschiff besitzt ein Rundtonnengewölbe und zwei Seitenschiffe. Über den Arkaden zeugen zugemauerte Fenster von dem ursprünglichen Gebäude. Sie lassen das Tageslicht durch ihre freigelassenen Fensterspitzen herein.
Der Hochaltar (Maître-Autel) Notre-Dame und das Altarbild stammen aus dem Jahr 1684. Das Altarbild Notre-Dame besitzt in Eichenholz geschnitzte Darstellungen. Die linke Tafel stellt "Le Serpent d'airant" (die eherne Schlange) dar und die rechte Tafel zeigt die Schnitzerei "Moïse reproduisant les Tables de la Loi" (Moses reproduziert die Gesetzestafeln).
Die Eichenholzvertäfelung des Altarbilds wird über den geschnitzten Darstellungen durch je eine Statue rechts und links verziert. Der barocke Hochaltar aus Granit besitzt fünf aufgesetzte Spitzbögen in denen sich Maßwerke mit Nonnenköpfen befinden. Mittig des barocken Hochaltars thront die Statue der Jungfrau mit dem Kind (Vierge à l'Enfant).
Auf einem alten Nebenaltar befindet sich die Statue Saint Pol Aurélien. Das rechte Seitenschiff mit seinem breiten Gewölbe erstreckt sich durchgehend über das südliche Querschiff hinaus. Im rechten Seitenschiff befindet sich der sehenswerte Altaraufsatz Retable de la Visitation.
Retable de la Visitation - Altar Autel des sept Saints - Kanzel
Der reich verzierte Altaraufsatz Retable de la Visitation aus dem Jahr 1684 wurde um vier mächtige gedrehte Säulen gestaltet. Die korinthischen Kapitelle besitzen zwei Reihen Akanthusblätter. Zwischen den Säulen sind zwei flache Nischen mit Statuen.
Es wird vermutet, dass es sich links um die Statue des Bischofs (Évêque) Saint Augustin handelt, der ein Buch an seiner Hüfte abstützt. Die rechte Statue könnte Sainte Geneviève mit einer Fackel sein. Der gesamte Altaraufsatz trägt den Titel: OMNIA IN GLORIAM DEI (Alles zu Gottes Ehre).
Das Gemälde (Tableau de la Visitation) befindet sich in der Mitte des Retabels. Der Rahmen des Gemäldes ist mit Eichenlaub und Eicheln gestaltet. Das Gemälde der Visitation zeigt Elizabeth bei der Begrüßung der Jungfrau Maria.
Im nördlichen Seitenschiff steht die beeindruckende Statue Christus in Empörung (Christ aux Outrages, 16. Jahrhundert) auf einem Holzpodest. Die Statue zeigt Jesus Christus mit Wunden seiner Geißelung. Seine Hände sind mit einem goldenen Seil gefesselt.
Der Kopf ist mit Dornen gekrönt, die Augen sind weit aufgerissen und der Blick ist starr. Blutstropfen perlen auf seiner Stirn.
Der neuere Altar Autel des sept Saints besteht aus steinernen Resten des Karmeliterklosters Couvent des Carmes. In dem steinernen Fundament sind die Statuen der sieben Gründungsheiligen der Bretagne aufgereiht.
Die sieben Etappenstädte der "Tro Breiz" und ihre Gründer sind: Saint-Malo in Saint Malo, Saint Samson in Dol-de-Bretagne, Saint-Brieuc in Saint Brieuc, Saint Tugdual in Tréguier, Saint Pol Aurélien in >Saint-Pol-de-Léon, Saint Corentin in Quimper und Saint Patern in Vannes.
Tro Breiz (ohne "h", da die genormte Schreibweise "Breizh" für Bretagne erst später festgelegt wurde) ist eine katholische Wallfahrt, die die Städte der sieben Gründungsheiligen der Bretagne verbindet. Die sieben Heiligen waren im 5. und 6. Jahrhundert Mönche in Wales und Cornwall. Die Heiligen brachten das Christentum in die Bretagne und gründeten die ersten Bistümer.
Die aus Holz geschnitzte Kanzel (Chaire) des 18. Jahrhunderts stammt aus der sehenswerten Kathedrale Saint-Paul-Aurélien.
Besichtigungen der Kapelle Notre-Dame-du-Kreisker sind nur während der französischen Schulferien in den Monaten Juli und August möglich. Zu dieser Zeit ist auch eine kostenpflichtige Besteigung des Glockenturms möglich.