Die gotische Kathedrale (Cathédrale) Saint-Paul-Aurélien wurde vom 13. bis 16. Jahrhundert auf den Ruinen einer romanischen Kirche in Saint-Pol-de-Léon erbaut. Die Stadt Saint-Pol-de-Léon liegt in der historischen Provinz Pays de Léon in der Bretagne.
Im Jahr 1901 wurde die Kathedrale Saint-Paul-Aurélien durch Léon VIII. zur Basilica minor (kleine Basilika) erhoben. Auffallend sind die beiden 55 m hohen polygonalen Glockentürme. Die Glockentürme der Kathedrale beinhalten sechs Kirchenglocken. Die älteste Glocke wurde 1563 gegossen.
Ein kleinerer Glockenturm befindet sich oberhalb der Vierung. Über dem zentralen Portal befindet sich eine Terrasse, von der der Bischof den Gläubigen seinen Segen erteilte.
Drei Kirchenschiffe mit gotischen Spitzbögen werden durch Vorhallen mit Kreuzrippengewölbe betreten. Zwischen den beiden Eingangstüren der westlichen Vorhalle (Porche occidental) steht eine Statue des Heiligen Saint Pol. Vor den Spitzbögen beeindrucken links die Statuen Saint Thomas und rechts Saint Paul.
Zwischen den Türen der südlichen Vorhalle (Porche Sud) ist eine Statue von Christus angebracht. Im darüber befindlichen Tympanon thront eine kleine Statue der Jungfrau Maria. In den Nischen des südlichen Portalvorbaus stehen Statuen der Heiligen Saint Jean und Saint Simon (links) und Saint André und Saint Pierre (rechts).
Das 79 m lange und 16 m hohe Kirchenschiff beinhaltet zwei Seitenschiffe und ein Querschiff, die durch große Arkaden getrennt sind. Über diesen Arkaden wird das Triforium von hohen Fenstern überragt. Das Triforium ist mit Vierkleeblättern und Hohlkleeblättern verziert. Im zweiten Teil des Kirchenschiffs wird das Triforium von hohen Fenstern überragt.
Das Kirchenschiff, die Seitenschiffe und die Kapellen des Chorumgangs sind mit Kreuzrippengewölben bedeckt. Das langgestreckte vierjochige Querschiff beinhaltet kräftige spitzbogige Arkaden, die von großen hohen Fenstern überragt werden. Das Gewölbe des Querschiffs wurde im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts hinzugefügt.
Das Gewölbe der Vierung stammt aus den 1430er Jahren und trägt das gemalte von Engeln getragene Wappen des Bischofs von Léon auf einem Hintergrund aus Sternen und Pflanzenschmuck.
Die Kathedrale beherbergt eine bronzene keltische Handglocke, deren Ursprung bis ins sechste Jahrhundert zurückreichen könnte, was sie zu einer der ältesten Glocken Frankreichs machen würde. Die Handglocke ist 19 cm hoch und soll dem Bischof Saint Paul-Aurélien (Pol de Léon) gehört haben.
Der Chor ist von einem strahlenförmigen Chorumgang umgeben. Im Chorumgang befinden sich die Altäre Autel du Rosaire, Autel Statues de Saint Joseph et de Saint Jean, Autel de Saint Roch, Autel du Sacré-Cœur, die Altaraufsätze Retable de Notre-Dame du Mont-Carmel und Retable de Sainte Anne.
Grabplatten, Grabstätten und die Statuen von Notre-Dame de Bon-Secours, Sainte Appolline, Sainte Marguerite (17. Jahrh.), Saint Matthieu, Sainte Jeanne d'Arc und Saint Antoine verzieren den Chorumgang. Beeindruckend wirkt die Bronzestatue Saint Pierre aus dem 17. Jahrhundert (eine Nachbildung der Statue im Vatikan).
Die Kathedrale Saint-Paul-Aurélien beherbergt zahlreiche Buntglasfenster. Die meisten Buntglasfenster sind modern, nur drei Buntglasfenster stammen zu großen Teilen noch aus dem 16. Jahrhundert.
Der Hochaltar (Maître-Autel) aus dem Jahr 1745 besteht aus schwarzem Marmor. Flankiert von zwei Engel wird der Hochaltar von einem Ziborium mit geweihten Hostien überkrönt. Über dem Altar aufsteigend hat es die Form einer Palme und symbolisiert die Ewigkeit und Auferstehung.
Meisterwerke der Tischlerei stellt das aus massiver Eiche 1512 hergestellte Chorgestühl (Stalles) dar. Die reichhaltigen Schnitzereien des Chorgestühls bestehen aus Motiven von Tieren, Pflanzen, Heiligen oder Handwerkern. Das große im 15. oder 16. Jahrhundert hergestellte mehrfarbige Kruzifix aus Holz steht vor dem Querschiff.
Die schöne Orgel (Orgue) mit 2118 Pfeifen wurde 1660 erbaut und im 18. und 19. Jahrhundert modifiziert und restauriert. Die Orgel ist mit einem schwarz-weißen Schachbrettmuster im Trompe-l'oeil-Stil verziert.
Das mit einem Holzgeländer eingegrenzte Taufbecken (Fonts baptismaux) wird von einem fein geschnitzten Baldachin aus dem Jahr 1897 überragt.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Kathedrale Saint-Paul-Aurélien gehört der barocke Altaraufsatz Retable Notre-Dame du Mont-Carmel aus dem 17. Jahrhundert. Das mehrfarbige vergoldete Altarbild stammt aus dem Karmeliterkloster (Couvent des Carmes). Die linke Statue stellt Saint Raphael dar, der den kleinen Schutzengel Tobias führt.
Die rechte Statue zeigt Saint Michael. Zwischen gedrehten mit Weinranken verzierten Säulen steht die Jungfrau mit dem Kind. Der Reliquienaltar Autel des Reliques wird durch die Statue von Saint Pol gekrönt. Der Reliquienaltar enthält den Schädel des Heiligen Paulus (Saint-Paul-Aurélien).
Autel du Rosaire - Sacré-Coeur - Sainte Anne
Der barocke Rosenkranzaltar (Autel du Rosaire) aus dem 17. Jahrhundert wurde 1748 und 1752 umgebaut. Über dem rechteckigen Rosenkranzaltar befindet sich ein Tabernakel. Das Gemälde zeigt die Jungfrau Maria und Johannes den Täufer (Jean-Baptiste), die Christus für Saint Pol anflehen.
Fünfzehn Medaillons für die Geheimnisse des Rosenkranzes bilden den Rand des Gemäldes. Darunter ist die Stadt Saint-Pol-de-Léon abgebildet. Eine moderne aus Gips gestaltete Gruppe zeigt in einer Kathedralennische die heilige Familie.
Der Altar Autel du Sacré-Coeur wurde im 19. Jahrhundert gestaltet. Auf dem Marmoraltar befinden sich Statuetten der Jungfrau Maria, den Eltern Anne und Joachim, Sainte Madeleine und eine weitere Heilige. Der sechseckige Tabernakel ist von zwei Flachreliefs umgeben. Diese Reliefs stellen die Samariterin am Brunnen und den schreibenden Saint Antoine dar.
Im südlichen Seitenschiff befindet sich der Altar Autel de Sainte Anne, der 1754 erbaut wurde. Der Altar Autel de Sainte Anne besteht aus einem verglasten schreinförmigen Kasten, der eine Statue des Heiligen Saint Émilien beherbergt. Der Altaraufsatz (Retable) wurde aus marmorartig verziertem Holz gefertigt. Der schlichte Altar wird von Sainte Anne, die ihre Tochter Maria aufzieht, als Statuen beherrscht.
In einem Gewölbe des nördlichen Chorumgangs erstaunt eine außergewöhnliche Grabstätte, die als "Étagères de la Nuit" (Regale der Nacht) bezeichnet wird. Auf Regalen stehen 32 Schädelkästen (Boîtes à Crâne) mit kleeblatt- oder herzförmigen Öffnungen.
Die Kästen sind schwarz, blau oder weiß bemalt, tragen auf dem Dach ein Kreuz und beinhalten Schädel, die mit Namen und Todestag versehen sind. Die ältesten Objekte stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Beeindruckend sind die alten Grabstätten der Bischöfe von Saint-Pol-de-Léon. Die abgebildete Grabstätte aus dem 19. Jahrhundert ist Monsignore Guillaume de Kersauzon gewidmet, der 1327 verstarb.
Auf der linken Seite des Südportals befindet sich der romanische Sarkophag des 421 gestorbenen ersten christlichen Königs der Bretagne.