Lourmarin liegt am Ende eines Erosionstals, das den kleinen und den großen Luberon verbindet. Über dieses Tal erreicht man das zwölf Kilometer entfernte Bonnieux. Der Ort ist Teil des Naturparks Luberon im Département Vaucluse in der Provence.
Lourmarin bezaubert durch Häuser, die mit den für die Provence typischen Baumaterialien restauriert wurden. In der Dorfmitte kann man in Bars, Brasserien und Cafés am Straßenrand gemütlich sitzen und etwas essen oder trinken. Dabei kann man den durch das Dorf bummelnden Touristen oder den Provenzalen bei ihren Einkäufen zusehen.
Lourmarin, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt, verfügt über kleine, gemütliche Plätze, die zum Verweilen einladen.
Ein Bummel durch die belebten, von Geschäften und Kunstgalerien gesäumten Gassen führt zum Brunnen auf dem Place de la Fontaine. Der öffentliche Brunnen an der Hauswand wurde Ende des 17. Jahrhunderts dort platziert.
Die Bäckerei "Boulangerie du Gibassier" von Stéphane Riquier in der Rue Henri de Savornin ist für ihre Gibassiers bekannt. Diese werden traditionell aus Mehl, Olivenöl und Zucker gebacken. Gibassier ist eines der 13 Desserts, die traditionell an Weihnachten in der Provence serviert werden.
Das ehemalige Hôtel Girard wurde im 17. Jahrhundert als langgestrecktes, rechteckiges Gebäude mit über einem Vorhof zurückversetzten Hausteilen erbaut.
Erhalten geblieben sind nur der östliche Gebäudeflügel mit der Eingangstür, der Vorderfassade und dem Treppenhaus sowie die mit Gewölbe versehenen Zimmer im Erdgeschoss. Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde das Hôtel Girard vergrößert und mit Dekorationen aus früheren Zeiten verziert.
Lourmarin wird von einem außergewöhnlichen Glockenturm, dem sogenannten Beffroi, überragt. An seiner Wand befindet sich eine Uhr aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde aus Steinen des alten, herrschaftlichen Renaissanceschlosses Château de Lourmarin hergestellt.
Der Glockenturm ist auch als Castellas oder Boîte à Sel bekannt. Er ähnelt einem Salzgefäß, das früher in jeder provenzalischen Küche zu finden war. Unter dem gewölbten, offenen Bogen des Glockenturms befindet sich eine prächtige Glocke aus dem Jahr 1742, die eine Höhe von 57 cm und einen Durchmesser von 70 cm hat.
Über der Uhr steht der Text: Horoe Dum Saltant Nostras Vorant. Die französische Übersetzung soll lauten: "Les heures (ou le cadran solaire) s'écoulent et nous dévorent". Die deutsche Übersetzung lautet: Die Stunden (oder die Sonnenuhr) verschlingen uns, während sie auslaufen (Übersetzung: Loic Brohard, Flickr).
Schloss (Château) - Kirche Saint-Trophime-Saint-André
Das Château de Lourmarin, das im 15. und 16. Jahrhundert gebaut wurde, ist das älteste Renaissanceschloss der Provence. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen: dem alten Schloss aus dem 15. Jahrhundert und dem im 19. Jahrhundert restaurierten Château Renaissance aus dem 16. Jahrhundert.
Das alte, dreistöckige Schloss mit prächtigen Loggien öffnet sich zu einem geschlossenen Innenhof. Es ist mit Steinkreuzfenstern ausgestattet. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche, die Speisekammer, die Öfen und der Sockel des runden Turms. Das ehemalige Gefängnis wurde bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert zugeschüttet.
Im ersten Stock des alten Schlosses befanden sich die prächtigen Zimmer von Madame, ihre Garderobe im runden Turm sowie eine Kapelle. Des Weiteren befanden sich dort das Zimmer des Königs, seine Garderobe und das Ankleidezimmer. Die Räume im zweiten Stock waren gleich angeordnet und im dritten Stock befand sich der Dachboden.
Im Jahr 1523 wurde der achteckige Turm westlich des Gebäudes errichtet. 1526 entstand der Renaissanceflügel. Auf dem Felsen im Westen wurde ein neues, zweistöckiges Gebäude errichtet, das die alte Burg ersetzte. Das Ziel war es, ein riesiges Viereck zu schaffen, das von runden Türmen flankiert werden sollte.
Der dreistöckige Renaissanceflügel aus dem 16. Jahrhundert besitzt auf jeder Etage zwei Zimmer mit Kaminen, die über einen Korridor erreicht werden.
In der Nähe des Schlosses befanden sich zwei von einer Mauer und einem Graben umgebene Terrassen. Der Graben konnte über eine Zugbrücke überquert werden, die zu einem "Lustgarten" mit Weinreben führte.
Außerhalb der Mauern lagen landwirtschaftliche Gebäude, Weintanks, ein Schweinestall, sechs weitere Ställe, zwei Scheunen und eine Ölmühle. Das Château de Lourmarin ist ein bedeutendes kulturelles Zentrum, in dem das ganze Jahr über Konzerte und Ausstellungen stattfinden. Es kann besichtigt werden.
Die katholische Kirche Église Saint-Trophime-Saint-André wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Ursprünglich bestand sie nur aus einer Kapelle ohne Chor mit zwei Bankreihen.
Die Kirche Saint-Trophime-Saint-André ist im romanischen und gotischen Stil gehalten. Sie wurde mehrfach restauriert und erweitert. Besonders sehenswert ist die außergewöhnliche Seitenkapelle mit ihrem Rippengewölbe.
Die größte protestantische Kirche (Temple protestant) im Département Vaucluse wurde von 1806 bis 1818 in Lourmarin errichtet. Die rechteckige Kirche ist 12 Meter lang und 6 Meter breit. Der Kirchturm wurde 1849 errichtet und mit einer Kirchenglocke versehen.
Die in der Apsis befindliche Kanzel (Chaire) ist über eine doppelläufige Treppe erreichbar. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1844.
Die Kirche wurde in den Jahren 1993 bis 1996 renoviert und steht unter Denkmalschutz (Monument historique).
Lourmarin und die Luberon-Region erhielten durch die Bücher des im Jahr 2018 verstorbenen britischen Schriftstellers Peter Mayle Bekanntheit. Er hat seine Erlebnisse und Erfahrungen in seiner provenzalischen Wahlheimat in Büchern wie "Ein Jahr in der Provence", "Toujours Provence" und "Encore Provence" beschrieben. Peter Mayle lebte in der Nähe von Lourmarin, im Dorf Vaugines.
Der französische Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert Camus (1913–1960) sowie der Dichter und Romanautor Henri Bosco (1888–1976) lebten in Lourmarin. Beide wurden auf dem örtlichen Friedhof (Cimetière) in Lourmarin beigesetzt.
Die schönen Dörfer Ménerbes, Lacoste und Roussillon sind ebenfalls einen Besuch wert. In Roussillon führt der Weg Sentier des Ocres durch eine farbenfrohe Landschaft ehemaliger Ockersteinbrüche.
provenzalischer Markt (Marché provençal)
Freitags findet in Lourmarin von 8 Uhr bis 13 Uhr vor dem Boulevard du Rayol und dem Place Henri Barthélemy ein großer provenzalischer Markt (Marché provençal) statt. Er ist einer der schönsten Märkte der Provence.
Bis zu 150 Händler bieten dort Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Fisch und Gewürze an. Darüber hinaus werden Kunsthandwerk, Keramik, Schmuck, Modeaccessoires sowie Kleidung, Stoffe und Tischdecken angeboten.
Von Mai bis Oktober findet zusätzlich dienstags von 17 Uhr bis 20 Uhr (bis zum 15. Juni) bzw. von 18 Uhr bis 21 Uhr (ab dem 16. Juni) ein Markt der Erzeuger vor der Obstgenossenschaft La Fruiterie Numérique statt.
Auf dem Erzeuger-, Bauern- und Gourmetmarkt werden unter anderem Obst, Gemüse, Ziegenkäse, Lammfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Brot und Wein angeboten.
Auf der Terrasse bieten lokale Gastronomen zusätzlich Getränke, Streetfood und Speisen an. Markttage der Provence