Coutances, die historische Hauptstadt der Region Cotentin, liegt im Département Manche in der Normandie. Coutances ist eine kleine Stadt, in der es sich gut bummeln lässt. Die beeindruckende gotische Kathedrale Notre-Dame und die Kirche Saint-Pierre sind die herausragenden Sehenswürdigkeiten von Coutances.
Da Coutances im Krieg stark zerstört wurde, sind nur wenige mittelalterliche Gebäude erhalten geblieben. Die kleine Altstadt (vieux Village) hat einige Fachwerkhäuser und viele Geschäfte, Restaurants und Cafés. Hilfreich ist der Stadtplan (deutsch) des Office de Tourisme Coutances.
Das Rathaus (Hôtel de Ville) stammt in seinen ältesten Teilen aus dem Jahr 1713 und wurde im Barockstil erbaut. Der Trausaal (Salle des Mariages) wurde 1936 mit Fresken von Charles Rocher de Gérigné geschmückt. Der Ehrensaal (Hall d'honneur) wurde 1934 mit Gemälden von Gérigné ausgestattet. Sowohl der Trausaal als auch der Ehrensaal können im Rathaus besichtigt werden.
Am Place Saint-Nicolas steht die spätgotische Kirche Saint-Nicolas, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurde. In der entweihten Kirche Saint-Nicolas finden das ganze Jahr über, vor allem im Sommer, verschiedene Ausstellungen statt.
Beeindruckend ist die Fassade des Hauses Delamarre de Crux aus dem 18. Jahrhundert mit Fensterbänken aus Granit, Kragsteinen und geschnitzten Dachfenstern. Daneben steht ein Haus in Fachwerkimitation mit Fratzengesichtern auf den auskragenden Holzbalken.
In einer Nische des Fachwerks befindet sich die Büste eines Frauenkopfes auf einer Steinplatte mit der Jahreszahl 1594.
Hinter der Kirche Saint-Pierre beginnt die steile Straße Rue Saint-Pierre, die in das ehemalige Handwerkerviertel führt. Es war das Viertel der Metzger, Hufschmiede, Schneider, Schuster, Gastwirte und Weber. Mit seinen engen Gassen und Hinterhöfen hat das Handwerkerviertel seinen mittelalterlichen Charakter bewahrt.
Die Fassaden der Häuser in der Rue Saint-Pierre Nr. 17 und 24 tragen noch Spuren der ehemaligen Geschäfte. Sie besitzen Nischen und Schaufensterumrahmungen sowie vorspringende steinerne Fensterstürze, die als Verkaufstische dienten. In der Rue Geoffroy Herbert steht ein interessantes Haus mit Turm aus dem 14. Jahrhundert.
An der alten Stadtmauer (Rempart), die im 14. Jahrhundert errichtet und 1465 zerstört wurde, entstand das Adelsviertel von Coutances. Die Patrizierhäuser zeichneten sich durch Portale zur Straße hin aus und besaßen einen Hof mit Garten hinter dem Haus. Sie wurden zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert erbaut. Die Fensterstürze einiger Häuser waren mit dekorativen gotischen Motiven verziert.
Der Jardin des Plantes befindet sich im Innenhof des Musée Quesnel-Morinière, das eine Sammlung mittelalterlicher Statuen, Gemälde, Skulpturen und Keramiken beherbergt. Hunde dürfen den 1852 gegründeten botanischen Garten nicht betreten.
Jedes Jahr in der Woche um Christi Himmelfahrt findet in Coutances das Festival "Jazz sous les pommiers" statt.
Dieses international bekannte Festival verbindet Jazz mit Unterhaltung, Straßenkunst und Theater.
Kathedrale Notre-Dame - Kirche Saint-Pierre
Die Kathedrale Notre-Dame de Coutances, die 1208 nach romanischem Vorbild neu erbaut, ist neben dem Mont-Saint-Michel das berühmteste Bauwerk der normannischen Gotik. Mit ihren 77 Meter hohen Glockentürmen und dem monumentalen Laternenturm dominiert die Kathedrale Notre-Dame die Stadt.
Bei einer Besichtigung der oberen Galerien kann man die hohen Emporen des Langhauses und des Chores, den Laternenturm und den Dachstuhl sehen und sich den gotischen Fenstern nähern. Von hier sieht man Teile der romanischen Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert.
Der Laternenturm, le Dôme oder le Plomb genannt, hat acht Seiten, die jeweils durch einen Zwillingserker geöffnet sind. Flankiert wird er von vier Treppentürmen. Das Foto zeigt den Laternenturm von der Vierung aus.
Die südliche und die nordwestliche Vorhalle der Kathedrale wurden nach 1228 erbaut. Der im 17. Jahrhundert umgebaute Südturm beherbergt eine breite und tiefe Vorhalle. Die Tür wird von einer Galerie gekrönt und von zwei leeren Nischen flankiert. Das Tympanon zeigt ein verstümmeltes Basrelief der Muttergottes, umgeben von den vier Evangelisten.
In der Vorhalle des Nordturms befindet sich ein Tympanon mit einer sitzenden Maria, die von zwei Engeln umgeben ist. Die Köpfe von Maria und den Engeln sind zerstört.
Das sechsjochige Langhaus, der Chor und das Querschiff (1220 bis 1235) werden von einem Kreuzrippengewölbe überspannt. Zwei Seitenschiffe sind durch schlanke spitzbogige Arkaden vom Langhaus getrennt. Diese Arkaden werden von einem blinden Triforium überragt, das von einem vierbogigen Vierpass verdeckt wird. Sie verdecken die romanischen Emporen aus dem 11. Jahrhundert.
Die Giebelfelder des Triforiums sind mit kunstvoll gearbeiteten Rosetten aus Blattwerk geschmückt, ähnlich wie im Kreuzgang des Mont-Saint-Michel. Die Kanzel (Chaire) mit sechseckigem Baldachin stammt aus dem Jahr 1737 und ist mit zahlreichen Basreliefs geschmückt. Das Chorgestühl (Stalles) stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Der breite, dreijochige Chor ist halbkreisförmig und wird von sieben Säulen getragen. Der Hochaltar (Maître-Autel) der Kathedrale im Stil Ludwigs XV. aus rosa Marmor mit goldenen Girlanden, die von Engeln gehalten werden, wurde zwischen 1755 und 1757 errichtet. Der Altar ist einer der größten Frankreichs. Hinter dem Altar tragen sechs Säulenpaare das Gewölbe.
Eine Besonderheit ist der doppelte Chorumgang mit sechs Kapellen.
Die südliche Kapelle Saint François enthält mehrere beschädigte Basreliefs aus dem 14. Jahrhundert.
Sie stellen die Gefangennahme Jesu im Garten Gethsemane, die Hinrichtung der Unschuldigen, die Heilige Familie auf der Flucht und Szenen aus der Geburtsgeschichte dar.
Die Kapelle oder das Oratorium Saint-Jean besitzt einen Altar und die Gräber der Bischöfe Guérard († 1924), Louvard († 1950) und Fihey († 2017).
Das nördliche Querschiff beherbergt eine nach 1870 aufgestellte, silberbeschlagene Statue des Heiligen Michael (Saint Michel).
Die Kapelle Saint-Joseph, auch Chapelle de Chiffrevast (1381) genannt, besitzt im Süden eine bemalte Wand. Die Dekoration wurde Mitte des 19. Jahrhunderts unter einer Kalkfarbe wiederentdeckt. Die Kapelle Sainte Marthe besitzt einen sehr alten Steintisch als Altar, der von drei Pilastern getragen wird und bereits 1251 existierte.
Die der Jungfrau Maria geweihte Kapelle La Circata stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Marmorstatue Notre-Dame de Coutances steht auf dem mit Silber überzogenen Altar. Die Dekoration und die Ausstattung stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Der Altaraufsatz der Chapelle du Puits aus dem späten 17. Jahrhundert besteht aus einer Statue der Jungfrau Maria mit Kind, umgeben von kleinen Engeln.
Der Brunnen (Puits), der 1915 restauriert wurde, stammt aus dem 11. Jahrhundert.
Auf der Ostseite umgibt ein eleganter Bogen in Form eines Terzetts den dem Heiligen Sebastian und Rochus geweihten Altar, der von Thomas von Canterbury eingerahmt wird.
Die Orgel wurde 1720 gebaut und stammt aus der Abtei Savigny. Sie wurde 1812 auf der hölzernen Empore über dem Hauptportal aufgestellt.
Die Empore wird von vier korinthischen Säulen getragen und im oberen Teil durch zwei monumentale männliche Karyatiden verstärkt, die die Orgel tragen. Die Türmchen sind mit musizierenden Engeln, Blumengirlanden oder Feuertöpfen geschmückt.
Der Altar des Heiligen Michael wird durch ein Fenster des Heiligen Lô aus dem 12. Jahrhundert beleuchtet. Es ist eines der ältesten Fenster der Kathedrale.
Die Fenster aus dem 13. Jahrhundert zeigen Szenen aus dem Leben Jesu.
Die Fenster des südlichen Querschiffs stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Das große Fenster mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Die Kathedrale Notre-Dame de Coutances ist täglich von 9.30 bis 19 Uhr geöffnet.
Kirche Saint-Pierre
Die 1494 umgebaute gotische Kirche Saint-Pierre de Coutances ersetzte ein Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, von dem noch Kapitelle, Gesimse und Seitenschiffe erhalten sind.
Der zwischen 1546 und 1566 errichtete Glockenturm besteht aus fünf Stockwerken. Auf der ersten Ebene befindet sich das von Strebepfeilern flankierte Eingangsportal aus dem Jahr 1550, das von einer Laterne gekrönt wird.
Monumental ist der achteckige Laternenturm aus der Renaissance mit seinem gedrungenen Spitzhelm. Das fünfjochige Langhaus ist 42 m lang und 17 m breit, hat zwei Seitenschiffe und ein breites Querschiff. Der zweijochige Chor stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er ist von einem Chorumgang mit 4 Kapellen umgeben.
Die vier Pfeiler der Vierung tragen den achteckigen Laternenturm (Dôme), der von sechzehn Fenstern erhellt wird. Der Laternenturm, der dem Turm der Kathedrale Notre-Dame de Coutances nachempfunden ist, wurde einer Inschrift zufolge 1550 begonnen und 1581 vollendet.
Der Hochaltar (Maître-Autel) stammt aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. Auf ihm stehen zwei Statuen betender Engel, die der Kathedrale Notre-Dame de Coutances nachempfunden sind. In der Mitte des Altars steht ein Kruzifix (17. Jh.) auf einem Sockel. Der vergoldete Sockel enthält den Tabernakel.
Die Kirche ist auf drei Ebenen im Stil der Hochgotik erbaut. Es gibt jedoch viele dekorative Motive, die an das 13. Jahrhundert erinnern. Auf der ersten Ebene befinden sich die großen spitzbogigen Arkaden, hinter denen sich große Glasfenster befinden. Auf der zweiten Ebene befindet sich eine steinerne Balustrade. Kleine spitzbogige Maßwerkfenster erhellen die dritte Ebene.
Die mit Flachreliefs verzierte Kanzel aus dem Jahr 1737 wird von einem Baldachin gekrönt. Sie stammt aus dem ehemaligen Kloster Couvent des Cordeliers de Granville. Das Taufbecken aus rotem Marmor mit gewölbtem Holzdeckel stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts.
Die polychromen Holzstatuen der Heiligen Petrus und Paulus stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das reich verzierte Chorgestühl stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Der gotische Altaraufsatz der Rosenkranzkapelle (Chapelle du Rosaire) ist beeindruckend. Die Statuen von Josef und Maria mit dem Kind wurden restauriert. Die Seitenwände der Rosenkranzkapelle sind mit zahlreichen Votivtafeln geschmückt. Der gotische Altaraufsatz, der 1877 Gérmain geweiht wurde, beeindruckt durch vier Statuen in spitzgiebeligen Nischen. Der Sockel ist mit drei ausdrucksstarken Basreliefs geschmückt.
Die beiden abgebildeten Kapellen befinden sich ebenfalls im Chorumgang. Der erste Altar beeindruckt durch die Statuen von fünf Heiligen in verzierten Nischen. Der Altaraufsatz zeigt zu beiden Seiten zwei kleine Engelsfiguren in ähnlich gestalteten Nischen. In der Mitte befindet sich der Tabernakel.
Das zweite Retabel zeigt an der Vorderseite des Altars drei umrahmte Basreliefs. Auf dem Altar stehen drei verzierte Sockel mit Statuen, von denen die rechte kopflos ist.
Im Kirchenschiff befinden sich an den Pfeilern neun bemerkenswerte Inschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Einige Inschriften tragen die Jahreszahlen 1494, 1498, 1552 und 1607, die abgebildete Inschrift der Maurermeister der Kirche stammt aus dem Jahr 1582.
In der Kirche Saint-Pierre de Coutances befindet sich eine Orgel aus dem Jahr 1656 auf einer Orgelempore. Die Orgel wurde im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts restauriert. Die Kirche Saint-Pierre ist ganzjährig von 9.00 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Ein Besuch der sehenswerten Stadt Dol-de-Bretagne, etwa eine Stunde von Coutances entfernt, ist zu empfehlen.
Markt (Marché)
Der Markt (Marché) findet jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr auf dem Parvis Notre-Dame und auf dem Place de la Poissonerie statt. Schlendern Sie an den Ständen vorbei, die mit Produkten aus der Region gefüllt sind. Angeboten werden frisches Obst, Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch, Wurstwaren, Käse und Fertiggerichte. Lassen Sie sich zusätzlich von lokalen Köstlichkeiten verführen.
Ein Fischmarkt (Marché aux Poissons) findet jeden Freitagmorgen auf dem Place de la Poissonnerie statt.
Ein Obst- und Gemüsemarkt (Marché aux Fruits et Légumes) findet am Samstagmorgen auf dem Parvis Notre-Dame statt. Ein Bio-Markt wird jeden Dienstag von 16:30 bis 19 Uhr in der Poissonnerie angeboten.